Die Wahlkommission bestätigte den Sieg des derzeitigen Amtsinhabers. Die Anhänger von Ahmadinejad feiern bereits auf den Straßen. Herausforderer Moussavi spricht von Wahlbetrug.
Bei der Präsidentenwahl im Iran hat der konservative Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinejad nach offiziellen Angaben einen Erdrutschsieg errungen. Der führende Oppositionskandidat warf den Behörden jedoch massiven Wahlbetrug und einen Verrat am Willen des Volkes vor. Mir-Hossein Moussavi sprach am Samstag von einer "gefährlichen Farce", der er sich nicht beugen werde. Der geistliche Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, gratulierte Ahmadinejad zu seinem Sieg. Er rief aller Iraner auf, sich hinter Ahmadinejad zu stellen.
62,5 Prozent für Ahmadinejad
Innenminister Sadeq Mahsuli
verkündete das Wahlergebnis am Samstagnachmittag, deutlich später als
ursprünglich geplant. Ahmadinejad erhielt demnach 62,6 Prozent der Stimmen,
sein Herausforderer Moussavi 33,75 Prozent. Die Wahlbeteiligung erreichte
einen Rekordwert von 85 Prozent. Der Andrang war am Freitag so groß, dass
die Öffnungszeit der Wahllokale mehrfach verlängert wurde. Sie schlossen
erst um Mitternacht Ortszeit (21.30 Uhr MESZ). Beobachter hatten erwartet,
dass eine hohe Wahlbeteiligung Moussavi begünstigen würde.
Demos gegen Ahmadinejad
Trotz eines Demonstrationsverbots und
einer starken Polizeipräsenz gingen in Teheran tausende Anhänger Moussavis
auf die Straßen, um gegen den angeblichen Wahlbetrug zu protestieren. Mit
Parolen wie "Tod dem Diktator" forderten am Samstagnachmittag
tausende zumeist junge Menschen auf dem Teheraner Wanak-Platz die Ablösung
von Ahmadinejad. Auf einer Straßenkreuzung riefen mehrere hundert Anhänger
des gemäßigten Reformers "Moussavi, Moussavi, sammel' unsere
Stimmen ein". Einige bewarfen dabei Polizisten mit Steinen und zündeten
Mülleimer an. Der mit Knüppeln vorgehenden Polizei gelang es nicht, die
Menge zu zerstreuen. An einem anderen Ort kam es zu Zusammenstößen von
Anhängern Moussavis und Ahmadinejads, berichteten Augenzeugen.
Moussavi ruft zur Ruhe auf
Der gescheiterte iranische
Präsidentschaftskandidat Mir-Hossein Moussavi hat in einer kurzen Erklärung
seine protestierenden Anhänger am Samstagabend aufgerufen, Ruhe zu bewahren.
Sie sollten sich von "Unruhestiftern" nicht in eine Falle locken lassen,
schrieb der reformorientierte Politiker in einer kurzen Erklärung. In
Teheran gingen unterdessen Tausende seiner Anhänger auf die Straße. Es kam
zu Krawallen, die Polizei setzte Tränengas ein.
In Vorfeld der Wahl hatte viele Anhänger Moussavis Kundgebungen über Textnachrichten organisiert, doch seit Donnerstag ist das SMS-System im Iran abgeschaltet. Weiter genutzt werden kann von den zumeist jugendlichen Anhängern Moussavis das Internet.
Informationsfreiheit stark beschnitten
Die Informationsfreiheit
schien stark beschnitten: Einige Internetseiten von Moussavi waren kaum zu
erreichen, das staatliche Fernsehen berichtete nur von Ahmadinejads
Wahlsieg, nicht von Moussavis Vorwurf des Wahlbetrugs. Ein Sprecher des
Herausforderers sagte der Nicht-Regierungsorganisation "Internationale
Kampagne für Menschenrechte im Iran", Beamte im Innenministerium
hätten am Freitagabend bereits von einem Sieg Moussavis gesprochen. Sie
hätten Moussavi aber aufgefordert, dies nicht kundzutun. Kurze Zeit später
hätten offizielle Medien bereits vom Sieg Ahmadinejads berichtet, während
die Polizeipräsenz verstärkt worden sei. Zeitweise hieß es, Moussavi sei
festgenommen worden.
In Vorfeld der Wahl hatte viele Anhänger Moussavis Kundgebungen über Textnachrichten organisiert, doch seit Donnerstag ist das SMS-System im Iran abgeschaltet. Weiter genutzt werden kann von den zumeist jugendlichen Anhängern Moussavis das Internet.