Beim Gipfeltreffen in London forderte der britische Premier effektivere Warnmechanismen für die Wirtschaft.
Die vier führenden europäischen Industrienationen haben angesichts der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und Börsen ein Frühwarnsystem gefordert, um Krisen rechtzeitig zu erkennen. In einem gemeinsamen Kommuniqué setzten sich Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien sowie die EU-Kommission für mehr Transparenz vor allem bei Rating-Agenturen ein und riefen die Banken auf, fällige Abschreibungen im Hinblick auf die US-Immobilienkrise schnell und umfassend aufzudecken.
Gipfeltreffen in London
An dem Gipfeltreffen in London nahmen
britische Premierminister Gordon Brown, die deutsche Bundeskanzlerin Angela
Merkel, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der noch
amtierende italienische Ministerpräsident Romano Prodi und
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso teil. Hintergrund waren die
jüngsten Börsenturbulenzen und die von der US-Immobilienkrise ausgelösten
Spannungen an den Finanzmärkten. "Wir brauchen eine besseres globales
Frühwarnsystem", sagte Brown.
Selbstregulierung der Märkte
Die Gipfelteilnehmer setzen auf
eine Selbstregulierung der Finanzmärkte. Merkel forderte die Marktteilnehmer
zu mehr Transparenz auf. "Die wichtige Botschaft lautet: Wenn das nicht
passiert, dann muss auch regulatorisch gehandelt werden." Merkel lobte das
Londoner Treffen als "außerordentlich wichtig". Es seien Fortschritte
erzielt worden, die aber noch nicht ausreichten. Sie sprach sich dafür aus,
bei der Bewertung neuer Finanzinstrumente eine Einigung auch mit den USA zu
suchen. "Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir einen Schritt weitergehen
und regulatorische Maßnahmen ergreifen", sagte sie.
Schnellere Offenlegung aller Risiken
"Wir haben uns verpflichtet,
eng zu kooperieren, um wirtschaftliche Stabilität zu bewahren", erklärte
Brown. Er sprach von Risiken und einer Zeit globaler Unsicherheiten, denen
es zu begegnen gelte. Von den Banken forderte er im Namen der
Konferenzteilnehmer eine schnelle Offenlegung aller Risiken und Verluste.
Die primäre Verantwortung für den Umgang mit den Risiken bleibe bei den
Finanzinstitutionen und Anlegern. Es gelte zudem für die zuständigen
Behörden, etwa im Aufsichtsbereich, auf EU-Ebene wie global enger zu
kooperieren und Informationen auszutauschen. "Wir fordern mehr Transparenz",
sagte Brown. "Wir stehen bereit, regulatorisch einzugreifen, wenn es hier
keine Fortschritte gibt", drohte der britische Premierminister an.
Enge Zusammenarbeit
Die vier europäischen Länder wollen aber
nicht nur untereinander enger zusammenarbeiten. "Wir haben auf zwei Ebenen
zu handeln", sagte Barroso. Es gehe um die EU-Ebene wie die globale, etwa im
Rahmen der G-8. Zudem sollen international abgestimmte Regeln für den Umgang
mit Krisen entwickelt werden. Eine besondere Rolle beim Krisenmanagement
dabei könnte der Internationale Währungsfonds (IWF) spielen. Dazu bedürfe es
weiterer Reformen der weltweiten Finanzinstitutionen.
G-7-Finanzministertreffen in Tokio
Das Gespräch der europäischen
Mitglieder der G-7 beziehungsweise G-8 fand nur wenige Tage vor dem
G-7-Finanzministertreffen in Tokio am 9. Februar statt. Eine Abstimmung
zwischen den europäischen G-8-Mitgliedern im Rahmen eines Gipfeltreffen ist
ungewöhnlich. Das Treffen hatte bei kleineren EU-Staaten Verstimmung
ausgelöst, weil sie nicht mit am Tisch sitzen.