Als Mann "mit Charakter, Mut und Bescheidenheit" hat George Bush am Dienstag den verstorbenen Ex-Präsidenten Gerald Ford gewürdigt.
Bush sprach vor 3.000 geladenen Gästen in der National Cathedral in Washington - der Höhepunkt sechstägiger Trauerfeierlichkeiten für Ford. Dieser hatte 1974 die Nachfolge des wegen des Watergate-Skandals zurückgetretenen Richard Nixon angetreten und seinen Vorgänger dann amnestiert. Bush sprach in seiner Rede von einer "harten und anständigen Entscheidung", die Ford wahrscheinlich mit seiner folgenden Niederlage gegen Jimmy Carter bei der Präsidentschaftswahl bezahlt habe.
Gorbach kondoliert
Carter sowie die Ex-Präsidenten George Bush
Senior und Bill Clinton gehörten ebenso zu den Trauergästen wie Nancy
Reagan, die Witwe des vor zweieinhalb Jahren gestorbenen früheren
Präsidenten Ronald Reagan. Österreich war durch Vizekanzler Hubert Gorbach
(BZÖ) vertreten.
Im Kapitol aufgebahrt
In einer der bewegendsten Szenen der
Trauerfeier hatte Bush die von Schmerz gezeichnete, aber zugleich würdevoll
wirkende 88-jährige Witwe Betty Ford am Arm in die Kathedrale geführt.
Danach folgte der in die Nationalflagge gehüllte Sarg mit dem Leichnam
Fords, der in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche im Alter von 93
Jahren gestorben und seit Samstagabend im Washingtoner Kapitol aufgebahrt
gewesen war. Tausende Bürger hatten dort die Gelegenheit genutzt, von Ford
Abschied zu nehmen. Der Andrang im Kapitol war aber deutlich geringer als
vor zweieinhalb Jahren bei der Aufbahrung von Reagan im Kongressgebäude.
Schlichte Feierlichkeiten
Dem persönlichen Wunsch von Ford
entsprechend waren die Trauerfeierlichkeiten insgesamt schlichter als jene
vor zweieinhalb Jahren. So wurde Fords Sarg mit einem Leichenwagen zur
Kathedrale gebracht, während bei Reagan eine von Pferden gezogene Lafette
benutzt wurde.
Seine letzte Ruhestätte wird Gerald Ford an diesem Mittwoch auf dem Gelände seiner Präsidenten-Bibliothek in Grand Rapids (US-Staat Michigan) finden, wo er aufwuchs.