Krise in Tibet

China gibt Schüsse auf Demonstranten zu

Teilen

Die USA zeigen demonstrativ ihre Unterstützung: Nancy Pelosi besucht den Dalai Lama. Unterdessen gestand Peking Schüsse auf Demonstranten.

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat das geistliche Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, in dessen indischem Exil besucht. Tausende Menschen, die sich mit tibetischen und US-Flaggen in den Straßen rund um das Wohnhaus des Dalai Lamas in seinem Exil im nordindischen Dharamsala versammelt hatten, jubelten Pelosi am Freitag zu. Pelosi verurteilte das Vorgehen der chinesischen Behörden gegen Demonstranten in Tibet und rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.

pelosi_lama
© Reuters

(c) Reuters

"Wenn freiheitsliebende Menschen in aller Welt sich nicht zu China und den Chinesen in Tibet äußern, haben wir alle moralische Autorität verloren, uns zu Menschenrechten zu äußern", betonte die demokratische Politikerin. "Die Lage in Tibet ist eine Herausforderung für das Gewissen der Welt." Die Sprecherin der US-Kongresskammer wurde von mehreren US-Abgeordneten begleitet und sollte mit dem Dalai Lama gemeinsam zu Mittag essen, bevor sie in die indische Hauptstadt Neu-Delhi zurückfliegt.

Es handelt sich um Pelosis zweites Treffen mit dem Dalai Lama innerhalb eines halben Jahres. Sie war ihm bereits im Oktober begegnet, als das das geistliche Oberhaupt der Tibeter in Washington mit der Goldmedaille des US-Kongresses ausgezeichnet worden war. Die Regierung in Peking hatte sich über die Ehrung sehr verärgert gezeigt.

Im Vorfeld von Pelosis Besuch in Dharamsala hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice China erneut zu Zurückhaltung beim Vorgehen gegen die Proteste in Tibet aufgerufen. Nach Angaben von Exiltibetern wurden bei den Unruhen in Tibet und der Nachbarprovinz Gansu insgesamt 99 Menschen getötet. Die Regierung in Peking hat die Zahl der Todesopfer mit 16 angegeben. Am Donnerstag räumten die chinesischen Behörden erstmals ein, auf Demonstranten geschossen zu haben. Zunächst hatte es geheißen, die Polizisten hätten bei der Niederschlagung der Unruhen keine Waffen getragen.

Peking räumt Schüsse auf Demonstranten ein
Erstmals seit Beginn der Proteste in Tibet vor knapp einer Woche hat Peking am Donnerstag eingeräumt, dass die chinesischen Sicherheitskräfte auch mit Schusswaffen gegen die Aufständischen vorgehen. Bei Ausschreitungen in dem tibetischen Gebiet um Aba (tibetisch Ngawa) in der südwestchinesischen Provinz Sichuan wurden laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua vier Protestierende bereits am Sonntag mit Schüssen verletzt. Die Polizei habe in Notwehr gehandelt, hieß es. Berichte von Exiltibetern und unabhängigen Quellen über tödliche Schüsse hatte die chinesische Regierung zurückgewiesen.

In Aba waren am Sonntag laut Xinhua Geschäfte und Regierungsgebäude angegriffen worden; ähnliche Vorfälle habe es in fünf Regionen der Provinz Gansu gegeben. Sicherheitskräfte hätten "mit massiver Zurückhaltung" auf die Proteste außerhalb Tibets reagiert. Eine örtliche Quelle bestätigte der Nachrichtenagentur dpa in Peking jedoch, bei den Protesten in Aba seien seit Freitag 18 Menschen von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden. Auf Fragen nach den Todesschüssen und Bilder von Leichen mit Schusswunden sagte ein Regierungssprecher hingegen, er wisse davon nichts.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.