Die heutige deutsche Kanzlerin lehnte den Anwerbeversuch mit der Begrüdung sie wäre zu geschwätzig ab. Merkel wird immer wieder wegen ihrer Zugehörigkeit zur FDJ kritisiert.
Die DDR-Staatssicherheit hatte einst Interesse an einer Mitarbeit von Angela Merkel, der heutigen deutschen Bundeskanzlerin. Das berichtete Merkel am Dienstag bei der Aufzeichnung der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger". Zu DDR-Zeiten sei sie bei einer Bewerbung für eine Stelle an der Technischen Universität Ilmenau (Thüringen) von einem Ministeriums-Mitarbeiter angesprochen worden, sagte Merkel. Sie habe den Anwerbeversuch mit dem Hinweis abgewehrt, sie sei zu geschwätzig für eine Spitzeltätigkeit.
Schnell abgelehnt
"Ich habe dann sehr schnell gesagt, dass das
für mich nichts ist, weil ich den Mund nicht halten könne und so etwas immer
meinen Freunden erzähle", sagte die Kanzlerin in einer Aufzeichnung für die
ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger". Auf der Uni sei sie in einen Raum
geführt worden, wo nicht wie erwartet die Fahrtkosten-Erstattung war,
sondern ein Stasi-Offizier saß. Merkel weiter: "Und damit war die Sache
durchbrochen. Denn das Schweigen war die Grundvoraussetzung dafür, dass man
geeignet war." Die Assistentenstelle als Physikerin an der Uni habe sie
allerdings nicht bekommen.
Nie wieder von der Stasi angesprochen
Merkel ist in der DDR
aufgewachsen. Sie hatte bis 1978 in Leipzig Physik studiert und später an
der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin gearbeitet. Dort erwarb sie
1986 auch ihren Doktortitel. In der Sendung sagte die CDU-Vorsitzende
weiter, sie sei später nie wieder von der Staatssicherheit angesprochen
worden. Sie erzählte, dass sie zu DDR-Zeiten durchaus an Ausreise in den
Westen gedacht habe. Jedoch sei die Bindung an Eltern, Verwandte und Freunde
"eine sehr, sehr große" gewesen. Sie habe 1986 einen Besuch bei einer
Cousine in Hamburg deshalb nicht genutzt, sich aus der DDR abzusetzen.
Viele Jahre in der FDJ
Zu ihrer Vergangenheit in der
SED-Nachwuchsorganisation Freie deutsche Jugend (FDJ) sagte Merkel: "Ich
habe dazu oft genug Stellung genommen. Ich war selbstverständlich und viele
Jahre in der FDJ." Solche Vorhaltungen seien "nicht der deutschen Einheit
dienlich" sagte sie. Und natürlich habe es viele Bürgerrechtler gegeben, die
mit sehr viel mehr Einsatz gegen das System angekämpft hätten. Sie habe
deshalb Physik studiert, "weil da die Wahrheit nicht so leicht zu biegen
war".
Diskussion über Merkels Vergangenheit
Linkspartei-Chef Oskar
Lafontaine hatte vergangene Woche über Merkel gesagt: "Sie war
FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda. Damit gehörte sie zur
Kampfreserve der Partei." Dazu sagte die heutige CDU-Chefin: "Man sollte
nichts verschweigen, aber auch nicht diese Schwarz-Weiß-Diskussionen führen,
die uns allen nicht weiterhelfen." Merkel sagte, im privaten Umfeld der
DDR-Bürger habe es zwar viel Positives gegeben. "Von dem System als solches
möchte ich aber überhaupt nichts lernen. Das hat uns nur gelehrt, dass wir
es so nie wieder machen sollten." Die DDR sei auf Unrecht aufgebaut gewesen
und habe damit kein Rechtsstaat mehr werden können.