Anschlag

Dutzende Tote durch Bombe in Bagdad

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Der Detonation im Stadtteil Sadr City fielen mindestens 31 Menschen zum Opfer, 50 weitere wurden verletzt.

Im Bagdader Armenviertel Sadr City sind am Montag bei einem Anschlag mindestens 31 Menschen getötet und 50 bis 60 weitere Personen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei wurde auf einem Markt ein Sprengsatz gezündet, auf dem Tagelöhner auf Arbeit warteten. Die US-Streitkräfte verzeichneten unterdessen den 100. Toten in diesem Monat: Nur drei Mal seit dem Einmarsch im März 2003 wurden mehr US-Militärangehörige in einem Monat getötet.

Bereits 2.800 GIs getötet
Jüngstes Opfer der Kampfhandlungen war ein Marineinfanterist, wie am Montag mitgeteilt wurde. Er erlag nach Militärangaben den Verletzungen, die er sich am Sonntag während eines Gefechts zugezogen hatte. Die verlustreichsten Monate für die US-Truppen im Irak sind der November 2004 mit 137 Toten und der April im gleichen Jahr mit 135 Toten. Insgesamt kamen seit der Invasion im März 2003 mehr als 2.800 Soldaten im Irak ums Leben. Die anhaltenden Verluste haben in den USA eine zunehmende Anti-Kriegs-Stimmung ausgelöst. Umfragen zufolge ist eine deutliche Mehrheit mittlerweile unzufrieden mit der Irak-Politik von Präsident George W. Bush.

Vor seinem Haus in Bagdad wurde ein irakischer Wissenschaftler ermordet. Drei Männer erschossen Essam al-Rawi, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Al-Rawi war Mitglied der Vereinigung Muslimischer Gelehrter im Irak, einer einflussreichen sunnitischen Organisation, die Kontakte zu Aufständischen haben soll. Der Geologieprofessor war auf dem Weg zur Universität, als die Attentäter auf ihn schossen. Dabei kam auch ein Leibwächter ums Leben, ein zweiter wurde verletzt.

Saddam-Prozess fortgesetzt
Unterdessen wurde der Prozess gegen Saddam Hussein wegen Gräueltaten an Kurden fortgesetzt. Dem ehemaligen irakischen Staatschef und sechs Mitangeklagten werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt. Saddam Hussein und ein weiterer Angeklagter stehen außerdem unter der Anklage des Völkermords. Erstmals seit dem 24. September nahmen auch Saddam Husseins Anwälte wieder an dem Prozess teil, allerdings nur zeitweise: Der Anwalt Chalil al-Dulaimi, der Saddams Verteidiger-Team leitet, verließ den Saal, weil der Vorsitzende Richter den Ausländern unter den Anwälten die Teilnahme an dem Prozess nicht gestatten wollte. Er hatte sie am 21. August des Saales verwiesen.

Die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete derweil, Saddam habe in einem Brief an das Gericht gebeten, die für den kommenden Sonntag (5.11.) angekündigte Urteilsverkündung in dem ersten Prozess gegen ihn wegen der Hinrichtung von 148 Schiiten zu verschieben. Die Urteilsverkündung könne den Republikanern in den USA bei den Kongresswahlen (7.11.) mehr Stimmen verschaffen, schrieb Saddam nach Angaben der Zeitung. Er wolle nicht indirekt als Wahlhelfer für die Partei von Präsident George W. Bush fungieren.

Prozessbeobachter erwarten nicht, dass am Sonntag wirklich das Urteil in dem Prozess wegen der Hinrichtungen in der Stadt Dujail im Jahr 1982 gefällt wird. Denn da Saddam in diesem Verfahren die Todesstrafe droht, die dann innerhalb eines Monats vollstreckt werden müsste, könnte der zweite Prozess wegen der Angriffe auf kurdische Dörfer in den Jahren 1987 und 1988 nicht zu Ende gebracht werden.

Über 14.000 Waffen verschwunden
Die US-Regierung vermisst tausende Waffen, die sie für irakische Sicherheitskräfte zur Verfügung gestellt hat. Seit Beginn der Waffenlieferungen in den Irak Ende 2003 sind demnach 14.030 Waffen verschwunden, darunter halbautomatische Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer, wie Rechnungsprüfer in Washington feststellten. Das Pentagon hat dem am Sonntag veröffentlichten Bericht zufolge 133 Millionen Dollar (knapp 105 Millionen Euro) in die Waffenlieferungen an das Innen- und Verteidigungsministerium in Bagdad investiert. Bis Dezember sollten damit 325.500 Mann ausgerüstet werden. Unklar sei, ob die vermissten Lieferungen überhaupt an die irakischen Sicherheitskräfte gingen. Wieder auffindbar dürften sie kaum sein: Nur von etwa 10.000 der mehr als 370.250 zur Verfügung gestellten Waffen wurden die Seriennummern registriert - das sind weniger als drei Prozent.

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