Irak-Geisel

Enführter Österreicher lebt

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Bert Nussbaumer ist am Leben! In einem Ton-Mitschnitt einer Video-Botschaft bittet der Österreicher: "Holt mich und meinen Freund hier raus!"

Am 16. November 2006 wurde der Österreicher Bert Nussbaumer, 25, im Irak entführt. Jetzt beweist ein Video: der private Security-Mann lebt. Er hat die Entführung heil überstanden, war zumindest zwei Wochen nach der Entführung (zum Zeitpunkt der Aufzeichnung des Videos) bei bester Gesundheit.

Das eineinhalb Minuten lange Video ist unter Verschluss. Es wurde Reportern der US-Zeitungsgruppe “McClatchy Newspapers” vorgespielt - von Mittelsmännern der Entführer in Bagdad. Die Reporter fertigten einen Audio-Mitschnitt an. Mit der Stimme des Österreichers.

Hören Sie hier den Ton-Mitschnitt des Videos.

Fünf Geiseln
Nussbaumer, der für den Sicherheitsdienst “Crescent Security” einen Konvoi im Südirak begleitete als die Entführer ihn gemeinsam mit vier Amerikanern durch einen Hinterhalt in Gewahrsam nahmen, wird von der schiitischen Splittergruppe “Mujahedeen of Jerusalem Company” gefangen gehalten.

Video-Botschaft
In dem, Video, dass die US-Reporter jetzt erstmals sehen konnten, sagen alle fünf Gefangenen eine kurzes, vorfabriziertes Statement auf, wonach sie einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak fordern. Drei der Gefangenen, unter ihnen Nussbaumer, stehen mit den Händen am Rücken gefesselt zusammen in einer Reihe vor einem goldverzierten Vorhang, die zwei weiteren Geiseln sind vermutlich an anderen Orten gefilmt worden.

"Holt mich und meinen Freund raus"
“I am Bert Nussbaumer”, sagt die Austro-Geisel auf einem per Website veröffentlichten Audio-Mitschnitt des Videos, “I am an Austrian Citizen”. Die restlichen Worte sind schwer verständlich, doch die Zeitung beschreibt sie als Hilferuf: “Ich fordere euch auf, mich und meine Freund hier raus zu holen”. In dem Video werden keine Lösegeldforderungen gemacht. Die Kamera zoomt stets auf das Gesicht der Person, die gerade spricht, wie das Video in der US-Zeitung beschrieben wird. Nussbaumer ist gekleidet in einem weißen Unterleibchen, grauen, pyjamaähnlichen Hosen und grauen Socken.

Gefangenen sind wohl auf
Zu sehen ist auch die digitale Einblendung des Aufzeichnungsdatums, 14. April 2006, ein Anzeichen, dass der wohl amateurhafte Filmer Zeit und Datum am Videorekorder nicht richtig eingestellt hat. Alle Gefilmten wirken etwas verwahrlost, doch insgesamt in gutem Gesundheitszustand, so die Zeitung. Der Überbringer des Bandes sagte, die Entführer halten ihre Geiseln an verschiedenen Orten. Er erlaubte den Reportern bloß einen Audiomitschnitt des Bandes, nicht aber eine Kopie des Videos.

Der Kontakt zu dem Mittelsmann, der laut “McClatchy”-Washington-Bürochef Roy Gutman im Kontakt mit der Reporterin Hannah Allam in Bagdad komplett anonym bleiben wollte, könnte auf eine Verhandlungsbereitschaft hindeuten: “Offenbar wollte man mit dem Video zeigen, dass die Geiseln o.k. sind und Schwung in mögliche Gespräche bringen”, so Gutman zu ÖSTERREICH.

“Sorry, aus dem Irak...”
Reporterin Allam, die als einzige westliche Zeugin das Video zu Gesicht bekam, befand sich im Transit von Bagdad nach Kairo und war nicht erreichbar. Trotz aller Tragik beschreibt Allam auch eine eher komische Szene in dem Videos. Geisel Patrick Reuben irrt sich da beim Aufsagen der Forderung und erklärt: “Ich verlange, dass Amerika unsere Befreiung ermöglicht indem es seine Truppen aus Amerika abzieht”. Reuben lacht nervös wegen dem Fehler und fügt an: “Sorry, aus dem Irak...”

Dann verlangt er gestikulierend, dass die Szene neu aufgenommen werden sollte: “Do over? No good!”

Angehörige vorab informiert
Gutman bestätigte gegenüber ÖSTERREICH auch, dass die Zeitung die “Crescent”-Sicherheitsfirma über das Video informierte und gebeten hat, die Angehörigen der Geiseln vorab zu informieren”. Gutman: “Wir wollten nicht, dass sie dieses wichtige Lebenszeichen aus den Medien erfahren”.

Kidnapper in Polizeiuniformen
Nussbaumer hatte gerade die Grenze von Kuwait in den Irak als Bewacher eines Konvois mit 43 Schwerlastern überfahren, als die Geiselnehmer, gekleidet wie so oft bei Kidnappings in irakischen Polizeiuniformen bei einem falschen Checkpoint zuschlugen: Sie flüchteten schließlich mit 14 Geiseln und 19 LKWs. Neun asiatische LKW-Fahrer waren später freigesetzt worden.

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