Südkoreas früherer Staatschef war in Finanzskandale verwickelt. Am Samstag sprang er in eine Schlucht nahe seinem Heimatdorf.
Der in einen Korruptionsskandal verwickelte frühere südkoreanische Staatschef Roh Moo Hyun hat sich das Leben genommen. Vor seinem Sprung von einem Berg hat Roh einen Abschiedsbrief hinterlassen. Während die Polizei nur erklärt, einen allfälligen Selbstmord des 62-Jährigen zu überprüfen, ist sein ehemaliger Chefsekretär Moon Jae In von dem Suizid überzeugt.
Freiwilliger Abschied
Roh sprang am Samstag von einem Felsen in
der Nähe seines Heimatdorfes Bongha im Bezirk Gimhae. Der Ex-Präsident war
im Morgengrauen mit einem Leibwächter zu dem Berg aufgebrochen. Die Existenz
eines kurzen Abschiedsbriefs an seine Familie bestätigt ein Anwalt der
Familie. Laut Polizei kann es sich ebenso gut um einen Unfall gehandelt
haben. Roh war nach dem Sturz ins Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte
seinen Tod feststellten.
Zahllose Verletzungen
Der Ex-Präsident erlitt beim Aufprall in
der Schlucht schwere Kopfverletzungen und zahlreiche Knochenbrüche, unter
anderem an Rippen und Becken. Er starb beim Transfer von einem kleinen in
ein größeres Krankenhaus.
"Nationale Tragödie"
In seinem Abschiedsbrief
schreibt Roh unter anderem: "Es war so hart." Er bittet darin außerdem um
seine Einäscherung und Beisetzung in einem kleinen Grab in seinem Heimatdorf.
Südkoreas Premier Han Seung Soo berief das Kabinett zu einer Sondersitzung
ein. Staatschef Lee Myung Bak ließ erklären, Rohs Tod sei eine nationale
Tragödie.
Vom Bauernbub zum Staatschef
Roh war als Sohn armer Bauern zur
Welt gekommen, hatte sich in Abendkursen zum Anwalt fortgebildet und
verteidigte unter anderem Opfer der Militärregierung von General Chun Doo
Hwan. 1988 zog er als Abgeordneter ins südkoreanische Parlament ein. 2003
übernahm Roh das Präsidentenamt mit dem Versprechen, gegen Korruption und
die Macht alter Eliten vorzugehen. Er führte die "Sonnenschein-Politik"
gegenüber Nordkorea fort, seine Bemühungen um eine Annäherung zwischen Seoul
und Pjöngjang führten 2007 zu einem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Staatschef
Kim Jong Il.
In Finanzaffäre verwickelt
Gegen Ende seiner bis 2008
dauernden Amtszeit war der liberale Politiker in Finanzskandale verwickelt.
Zum Zeitpunkt seines Todes liefen gegen Roh Korruptionsermittlungen, weil
seine Frau von einem Schuhhersteller umgerechnet 715.000 Euro erhalten haben
soll. Außerdem soll eine Nichte von Roh aus gleicher Quelle umgerechnet 3,6
Millionen Euro bekommen haben. Roh wurde in der Sache Ende April als
Verdächtiger befragt.
Roh hatte sich öffentlich für die Verstrickung seiner Familie in die Affäre entschuldigt, aber kein eigenes Fehlverhalten eingestanden. Vergangene Woche war Rohs älterer Bruder Roh Gun Pyeong zu vier Jahren Haft verurteilt worden, weil er während der Präsidentschaft seines Bruders umgerechnet 1,7 Millionen Euro an Bestechungsgeldern für den Erwerb der Firma Sejong Securities durch eine staatliche Institution angenommen hatte.