Nach eigenen Angaben tritt sie nicht aus der CSU aus, weil sie nicht Parteivorsitzende wurde, sondern wegen dem Verhalten ihr gegenüber.
Die streitbare CSU-Politikerin und Fürther Landrätin Gabriele Pauli verlässt die Partei. "Ich trete aus der CSU aus", sagte die Politikerin der Zeitschrift "Vanity Fair". "Mein Austritt ist die Konsequenz des vergangenen Jahres", erklärte Pauli, die maßgeblich zum Sturz des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber beigetragen hatte. Sie ließ offen, ob sie eine eigene Partei gründen oder einer anderen beitreten werde. Beides seien Optionen: "Ich möchte einen Kreis von Menschen finden, der für eine Politik der Offenheit steht, um einem neuen Denken, das sich viele ersehnen, Kraft zu verleihen."
Beckstein bedauert Austritt
Bayerns Ministerpräsident Günther
Beckstein (CSU) hat den angekündigten Parteiaustritt Paulis bedauert. Der
Schritt sei aber "nicht überraschend gekommen", sagte
Beckstein am Mittwochabend in Nürnberg. Pauli habe sich "wegentwickelt
aus der Partei", ergänzte er unter anderem im Hinblick auf die
Forderung der Landrätin nach einer "Ehe auf Zeit".
Grüne offen für Pauli
Die bayrischen Grünen zeigen
sich offen für Landrätin Gabriele Pauli. "Wenn sie bei einer
Partei eintreten will, die keine Probleme mit modernen Frauen hat und über
eine offene Diskussionskultur verfügt, ist sie bei uns herzlich willkommen",
sagte Parteisprecher Alexander Burger am Mittwoch. Die Partei werde aber
nicht aktiv um sie werben.
SPD und FDP nicht interessiert
SPD und FDP in Bayern zeigten
Pauli hingegen die kalte Schulter. "Wir können uns nicht vorstellen, dass
Frau Pauli in der SPD eine politische Heimat findet", sagte die
stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Adelheid Rupp. Ein FDP-Sprecher
erklärte: "Sich in der CSU nicht mehr selbst verwirklichen zu können, ist
kein Grund, in die FDP einzutreten."
Erzürnt über Profiteure ihrer Revolte
In dem Interview
mit dem Blatt, für das sie sich vor wenigen Monaten mit Latexhandschuhen und
Perücke fotografieren hatte lassen, äußerte sie sich erzürnt über die
Profiteure der von ihr angezettelten Parteirevolte. "Ich gehe nicht,
weil ich die Wahl zur Parteivorsitzenden verloren habe, sondern wegen der
Art und Weise, wie man sich mir gegenüber verhalten hat." Da der
neue Parteivorsitzende Erwin Huber seit Monaten nicht auf sie zugegangen
oder auf ihre Vorstellungen und Forderungen eingegangen sei, habe sie sich
zu diesem Schritt entschlossen.
Fühlt sich ausgegrenzt
Pauli der CSU-Spitze zum
wiederholten Male vor, diese habe sie ausgegrenzt. "Diese Herren haben
keinen Respekt und keine Scheu, meine Meinung zu unterdrücken."
Auch ihr Geschlecht habe bei der Kontroverse um ihre Person eine Rolle
gespielt. Es sei für die "Herren von der CSU" leichter mit
Frauen, die sich unterordnen. "Mit mir hatten sie es schwerer. Die
hatten Angst, nicht mehr mithalten zu können. Wenn man nicht nur Kompetenz,
sondern auch Ausstrahlung hat, dann verunsichert das."
Stoiber stolperte über Pauli
Pauli hatte mit ihrer Kritik
an Edmund Stoiber auch zu dessen Sturz als Ministerpräsident und CSU-Chef
beigetragen. Hinter "vorgehaltener Hand" seien weite Teile der
CSU-Spitze schon nach der Bundestagswahl 2005 der Meinung gewesen, dass
Stoiber nicht noch einmal als Spitzenkandidat zur bayrischen Landtagswahl
antreten solle, sagt Pauli "Vanity Fair". Nur habe das aus
Karrieregründen niemand offen gesagt.