Atomstreit

Iran weitet Urananreicherung aus

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Teheran hat seine umstrittene Urananreicherung offenbar auf eine weitere Anlage in der Mitte des Landes ausgeweitet.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars zitierte Staatspräsident Mahmoud Ahmadinejad am Samstag mit den Worten, in der Landesmitte sei mit dem Bau von 3.000 Zentrifugen begonnen worden. "Das ist der erste Schritt hin zur industriellen Produktion. Wenn wir 60.000 Zentrifugen installiert haben, dann werden wir unseren Atombrennstoff selbst herstellen", sagte Ahmadinejad in Teheran. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert warf der internationalen Gemeinschaft vor, nicht konsequent genug gegen Ahmadinejad vorzugehen.

Ahmadinejad hatte erst im vergangenen Monat verkündet, dass der Iran wohl schon bald, vielleicht im Februar, die komplette Brennstoffproduktion aus eigener Kraft werde leisten können - vom Uranabbau bis zur Anreicherung des Urans für die Nutzung in Kernreaktoren. Das einzige iranische AKW in Bushehr steht kurz vor der Vollendung. Es soll vermutlich im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Nach iranischen Angaben sind 54.000 Zentrifugen erforderlich, um einen 1.000-Megawatt-Reaktor wie in Bushehr mit Brennstoff zu versorgen.

Wiederholte Kritik
Der Westen hat den Iran wiederholt aufgefordert, auf die Urananreicherung zu verzichten, da diese nicht nur zur Herstellung von Brennstoff für Kernkraftwerke, sondern auch zur Gewinnung von Material für Atombomben genutzt werden könnte. Mehrere europäische Staaten verbreiteten am Freitag im Sicherheitsrat eine überarbeitete Version des Entwurfs für eine Resolution zum iranischen Atomprogramm. Ziel ist es, auch die Vetomächte China und Russland für Sanktionen zu gewinnen, wenn sich Iran weiter weigert, die Urananreicherung auszusetzen.

Laut Ahmadinejad ist der Widerstand gegen das iranische Atomprogramm international aber geschwunden. Der Westen sei immer weiter zurückgewichen, weil der Iran so beharrlich auf seinem Recht bestehe, erklärte Ahmadinejad der Nachrichtenagentur Fars zufolge, die den radikalen Revolutionswächtern nahe steht. Der Iran hat immer wieder erklärt, dass er auf sein Recht als Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags, die Atomkraft friedlich zu nutzen, nicht verzichten werde. Dazu gehört auch die Urananreicherung.

In dem neuen Entwurf für die UN-Resolution wird nun wesentlich konkreter gesagt, für welche Dinge und Materialien, die der Iran für sein Atomprogramm oder seine Raketen nutzen könnte, ein Handelsverbot verhängt werden soll. Weiter vorgesehen sind auch Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Guthaben von Firmen oder Personen, die am iranischen Atomprogramm beteiligt sind.

Wochenlanger Streit
Deutschland, Großbritannien und Frankreich, die für Europa mit dem Iran über sein Atomprogramm verhandeln, streiten seit Wochen mit Russland und China, wie Sanktionen gegen den Iran aussehen könnten. Die USA unterstützen die europäische Haltung grundsätzlich, wären aber für noch schärfere Sanktionen. Die Beratungen über den neuen Entwurf sollen vielleicht schon am Montag beginnen. Ob er den Bedenken vor allem Russlands entgegenkommt, ist noch unklar.

Der israelische Ministerpräsident Olmert warf der internationalen Gemeinschaft vor, nicht konsequent genug gegen den Iran vorzugehen. "Ich bin darüber alles andere als glücklich. Ich erwarte, dass wesentlich dramatischere Schritte eingeleitet werden", sagte Olmert in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", das am Montag erscheint. "Hier ist ein Führer, der offen sagt, dass es sein Ziel ist, Israel von der Landkarte zu löschen ... Dass jemand etwas Derartiges heutzutage öffentlich ankündigt, ist absolut verbrecherisch", fügte er hinzu.

Olmert fordert in dem Interview "wirksame Maßnahmen, die von der internationalen Gemeinschaft akzeptiert werden, um die iranische Gefahr zu stoppen". Auf die Frage, ob er einen Militärschlag ausschließe, sagte Olmert: "Ich schließe nichts aus." Gegen Gespräche mit Teheran dagegen habe Israel nichts einzuwenden, sofern diese zu einem Stopp des Nuklearprogramms führen würden.

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