Neuer Stabschef

Johnson will Partygate-Affäre mit Hilfe neuer Berater überstehen

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Kabinettsmitglied Steve Barclay soll als Stabschef und engster Mitarbeiter Johnsons die "Kultur" im Regierungssitz verbessern. 

Mit neuen Vertrauten in der Downing Street will der britische Premierminister Boris Johnson die "Partygate"-Affäre hinter sich lassen und die Reihen seiner Konservativen Partei schließen. Kabinettsmitglied Steve Barclay soll als Stabschef und engster Mitarbeiter Johnsons die "Kultur" im Regierungssitz verbessern. Das hatten Tory-Abgeordnete gefordert. Guto Harri wird neuer Kommunikationsdirektor und soll das Krisenmanagement im Regierungssitz verbessern.

Dennoch bleibt Johnson auch in den eigenen Reihen erheblich unter Druck. Mit Nick Gibb forderte ein weiterer Tory-Abgeordneter Johnson zum Rücktritt auf. "Um Vertrauen wieder herzustellen, müssen wir den Premierminister auswechseln", schrieb Gibb in einem Gastbeitrag für den "Telegraph" (Samstag-Ausgabe). Es sei leider kaum vorstellbar, dass Johnson die Wahrheit sage.

Während der Corona-Lockdowns sollen in der Downing Street immer wieder Partys stattgefunden haben, bei denen Regeln gebrochen wurden. Johnson soll bei einigen selbst dabei gewesen sein. In mehreren Fällen ermittelt die Polizei. Sprechen sich 54 Tory-Parlamentarier gegen den Premier aus, käme es zu einem parteiinternen Misstrauensvotum. Medienberichten zufolge liegen bisher etwa 20 entsprechende Briefe vor.

Mitarbeiter gekündigt

Als Reaktionen auf eine interne Untersuchung, die Führungsversagen und hohen Alkoholkonsum in der Downing Street anprangert, hatte Johnson Wechsel in seinem Umfeld angekündigt. Vor wenigen Tagen hatten dann auf einen Schlag mehrere enge Mitarbeiter gekündigt. Minister Kwasi Kwarteng forderte am Sonntag die Partei auf, Johnson zu unterstützen. In der Ukraine drohe ein Krieg, im Inland bedrohten die steigenden Energiekosten die Menschen, sagte Kwarteng der BBC. "Deshalb denke ich, dass die Konzentration auf die Partys nicht der beste Weg für uns ist, diese Probleme anzugehen."

Doch so schnell dürfte Johnson den Skandal nicht loswerden. Der "Mirror" berichtete unter Berufung auf nicht genannte Quellen, der Polizei liege ein Foto vor, das Johnson bei einer Feier zu seinem Geburtstag 2020 mit einer Bierdose in der Hand zeige. Der Regierungschef betont immer wieder, nur kurz und im Zusammenhang mit Arbeitsterminen bei Treffen dabei gewesen zu sein.

Auch im Kabinett sorgt "Partygate" für Unruhe: Finanzminister Rishi Sunak, der als möglicher Nachfolger gehandelt wird, distanzierte sich von einem persönlichen Angriff Johnsons auf Oppositionschef Keir Starmer, bei dem sich der Premier einer rechten Verschwörungstheorie bedient hatte. Daraufhin sollen andere Kabinettsmitglieder der "Times" zufolge Sunak egoistische Manöver vorgeworfen oder sich für dessen Rücktritt ausgesprochen haben. 

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