Ex-Präsident Zelaya befindet sich weiter in der brasilianischen Botschaft.
Nach der überraschenden Rückkehr in sein Heimatland befürchtet Honduras gestürzter Präsident Manual Zelaya eine gewaltsame Erstürmung seines Zufluchtsorts in der brasilianischen Botschaft. Die Polizei löste am Dienstag eine Demonstration vor dem Gebäude in der Hauptstadt Tegucigalpa gewaltsam auf. Dabei setzte sie einem Fotografen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge Tränengas ein. In den umliegenden Krankenhäusern wurden mindestens 20 Demonstranten mit Brüchen an Armen und Beinen sowie Kopfverletzungen eingeliefert.
Botschaft umstellt
"Die Botschaft ist von Polizei und Militär
umstellt", sagte Zelaya dem venezolanischen Fernsehsender Telesur. "Ich
befürchte, dass größere Akte von Aggressionen auf uns zukommen, dass sie
sogar fähig sein könnten, in die brasilianische Botschaft einzudringen." Die
Demonstranten bewarfen die Sicherheitskräfte nach Angaben eines
Polizeisprechers mit Steinen, bevor diese die Demonstration
auflösten.
Lula fordert Dialog
Brasiliens Präsident Luiz Inacio da Silva
erklärte, er erwarte, dass die Anführer des Putsches die Botschaft nicht
anrühren würden. Sein Land garantiere für das Recht Zelayas, Zuflucht in der
diplomatischen Vertretung Brasiliens zu suchen, betonte Lula weiter. Man tue
damit nur, was jedes demokratische Land tun würde. Zugleich rief der
brasilianische Präsident die honduranische Übergangsregierung zu
Verhandlungen auf, um die politische Krise in dem mittelamerikanischen Land
zu lösen. Auch die Europäische Union und die USA forderten die
Konfliktparteien zu einem sofortigen Dialog auf, um einen Gewaltausbruch zu
verhindern.
Rückkehr aus Exil
Der vom Militär gestürzte Präsident war
nach drei
Monaten im Exil plötzlich und unerwartet in seiner Heimat aufgetaucht.
Er suchte am Montag in der brasilianischen Botschaft Zuflucht, um einer
Verhaftung durch das Militär zu entgehen. Dort versammelten sich Tausende
seiner Anhänger. Er habe große Strapazen auf sich genommen, um auf seinem
Weg in die Hauptstadt Posten des Militärs zu umgehen und unerkannt zu
bleiben, erklärte Zelaya.
Pulverfass
Zelayas plötzliches Auftauchen in Honduras erhöht den
Druck auf Machthaber Roberto Micheletti, zugleich steigt damit aber auch die
Gefahr gewaltsamer Auseinandersetzungen. Micheletti verlangte umgehend von
Brasilien die Auslieferung Zelayas, um diesen vor Gericht zu stellen. Das
Militär verhängte zudem eine Ausgangssperre im ganzen Land. Alle
internationalen Flughäfen des Landes stellten den Betrieb ein. Banken,
Supermärkte, Tankstellen, Schulen, Fabriken und Büros blieben am Dienstag
geschlossen. Nur Krankenhäuser und die Medien arbeiteten weiter.
Das Militär hatte den während seiner Amtszeit immer weiter nach links gerückten Zelaya im Streit über eine zweite Amtszeit Ende Juni gestürzt und außer Landes gebracht. Der Vorgang wurde weltweit verurteilt. Zelaya verbrachte seitdem die meiste Zeit in Nicaragua. Die Wahl über Zelayas Nachfolger ist für Ende November geplant.