Mithilfe der Millionenspenden konnte der US-Präsidentschaftkandidat mit einem 5 Millionen-Werbespot um die Gunst seiner Wähler werben.
Sechs Tage vor der US-Präsidentenwahl hat sich der demokratische Kandidat Barack Obama dank Millionenspenden in einem 30-minütigen TV-Werbespot zur besten Sendezeit an die Wähler gewandt. Die Ausstrahlung des Werbefilms bei gleich vier Stationen am Mittwochabend kostete Medienberichten zufolge zwischen 3,5 und fünf Millionen US-Dollar (2,7 bis 3,9 Millionen Euro). Wenig später trat auch Ex-Präsident Bill Clinton erstmals gemeinsam mit Obama bei einer Wahlkampfveranstaltung auf. Vor begeisterten Anhängern der Demokraten im US-Staat Florida bezeichnete Clinton seinen schwarzen Parteifreund als die "Zukunft Amerikas".
Teuerste Werbespot der Geschichte
In dem emotionalen
Wahlwerbespot - laut US-Medien der teuerste in der Geschichte - Verband
Obama Geschichten von den Nöten der Durchschnittsamerikaner ausführlich mit
seinem politischen Programm. Szenen aus seiner Jugend und seinem
Familienleben wechselten sich mit Redeausschnitten und Urteilen von
politischen Freunden über den 47-Jährigen ab.
Produktion "perfekt"
Das mit ruhiger Musik unterlegten
"Infomercial" - eine Mischung aus Werbung und Information - endete mit einer
Schaltung zu einem Live-Auftritt Obamas in Florida. Ein Kommentator des
US-Fernsehsenders MSNBC nannte die Produktion "perfekt". "Man muss schon ein
harter Knochen sein, wenn man davon nicht gerührt war." Eine Szene zeigte
den Kandidaten in einem Büro, das sehr dem Oval Office im Weißen Haus
ähnelte. Ein Korrespondent des US-Magazins "Newsweek" meinte, nichts sei dem
Zufall überlassen worden. Die vorgestellten Amerikaner kämen alle aus
Staaten, in denen die Wahl entschieden werde.
Obamas republikanischer Rivale John McCain schaltete unmittelbar nach der Ausstrahlung des 30 Minuten langen Films einen eigenen Werbespot, in dem er erneut bezweifelte, dass der schwarze Senator für das höchste Staatsamt bereit sei. US-Medien zufolge war es das erste Mal seit 16 Jahren, dass sich ein Präsidentschaftskandidat in einer längeren Fernsehbotschaft an die Wähler wandte. Der parteiunabhängige Bewerber und Geschäftsmann Ross Perot hatte 1992 eine Serie von acht längeren "Infomercials" ausstrahlen lassen.
Bill Clinton zeigt Solidarität
Bei dem gemeinsamen
Wahlkampfauftritt in Orlando (Florida) rief Billl Clinton die demokratischen
Parteianhänger dazu auf, noch unentschlossene Wähler für Obama zu
mobilisieren. Er habe nicht nur die bessere Philosophie und Politik, sondern
auch die besseren Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen und diese
umzusetzen. Zugleich griff Clinton die amtierende Regierung von Präsident
George W. Bush an, unter deren Politik vor allem die Mittelschicht gelitten
habe. Clinton war ein angespannte Verhältnis zu Obama nachgesagt worden,
nachdem dieser Clintons Frau Hillary im erbittert geführten parteiinternen
Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten ausgestochen hatte.
Sechs Prozent unentschlossen
Sechs Tage vor der Wahl am 4.
November lag Obama Umfragen zufolge weiter vorn. Nach einem
Durchschnittswert der wichtigsten vorliegenden Umfragen führt er mit 51
Prozent, McCain kommt demnach lediglich auf 43 Prozent, berichtete der
TV-Sender CNN am Mittwoch. Allerdings seien nach wie vor sechs Prozent der
Amerikaner unentschlossen. Daher sei das Ergebnis der Abstimmung nach wie
vor unsicher.