Das Stammeskollektiv wird der größte private Waldeigentümer des Landes. Die Maori erhalten über 200 Millionen Euro.
Die neuseeländische Regierung übereignet sieben Maori-Stämmen als Wiedergutmachung für die Enteignung von Ländereien riesige Waldgebiete. Ein entsprechendes Übereinkommen wurde am Mittwoch von der Regierung und Stammesführern unterzeichnet. Die Abmachung in Höhe von rund 430 Millionen Neuseeland-Dollar (209 Mio. Euro) ist das bisher größte Entschädigungspaket für die Ureinwohner Neuseelands. Hunderte Vertreter des indigenen Volkes waren in die Hauptstadt Wellington gereist, um der Unterzeichnung der Verträge beizuwohnen. Danach feierten sie ausgelassen. Maori in traditioneller Kleidung skandierten und sangen lautstark.
176.000 Hektar Fläche
Ein Kollektiv aus sieben Stämmen mit
mehr als 100.000 Mitgliedern erhält nun 176.000 Hektar Fläche von neun
Wäldern im Wert von mehr als 195 Mio. Neuseeland-Dollar. Das Gebiet auf der
Nordinsel besteht vor allem aus kommerziell betriebenen Kiefernplantagen.
Außerdem umfasst das Entschädigungspaket 223 Mio. Dollar aufgelaufene
Pachtgelder sowie jährliche Pachtzahlungen von rund 13 Mio. Dollar.
Die Kollektive werde nun zum größten privaten Waldeigentümer Neuseelands, sagte Sprecher Tamati Kruger. "Wir werden wichtige Investoren im Waldsektor, und das zurückgegebene Land ist kulturell bedeutend für uns", fügte er hinzu. Einer der Stammesführer betonte die soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedeutung der Abmachung. "Mit der Unterzeichnung dieser Einigung heute haben wir auch unsere Absicht signalisiert, ein positiver und untrennbarer Teil der neuseeländischen Gesellschaft zu sein", sagte Tumu Te Heu Heu des Ngati Tuwharetoa Stammes.
Viele Versprechen nicht eingehalten
"Es ist eine Tragödie unserer
Geschichte, dass die (britische) Krone in den eineinhalb Jahrhunderten seit
der Unterzeichnung Versprechungen auf vielerlei Art nicht eingehalten hat",
sagte der stellvertretende Regierungschef Michael Cullen. Mit der
Übereignung der Wälder würde ein Vermögen von fast einer halben Milliarden
Dollar endlich den Interessen der lokalen Maori dienen.
Die Einigung ist Teil eines Prozesses, mit dem die Maori für den Raub von Land und anderen Ressourcen entschädigt werden sollen. In dem 1840 unterzeichneten Vertrag von Waitangi hatte die damalige britische Kolonialmacht den Maori versprochen, sie dürften ihr Land und ihre Schätze behalten. Dies wurde aber nicht eingehalten; mit der Ankunft britischer Siedler Mitte des 19. Jahrhunderts wurde den Maori ein Großteil ihres Landes weggenommen. In den 1990er Jahren wurden drei große Entschädigungsabkommen geschlossen, die jeweils 170 Mio. Neuseeland-Dollar wert waren.
Ursprünglich aus Polynesien
Die Maori stammen ursprünglich
aus Polynesien. Ihre Vorfahren haben vermutlich im 13. Jahrhundert
Neuseeland in mehreren Wellen besiedelt. Die Maori machen heute rund 15
Prozent der 4,2 Millionen Einwohner Neuseelands aus. In der neuseeländischen
Gesellschaft sind sie jene mit der geringsten Lebenserwartung, auch ihre
Einkommen sowie Beschäftigungsrate und Bildungsabschlüsse sind im Vergleich
die niedrigsten.