Beim neuerlichen Anlauf zur Befreiung der FARC-Geiseln hat Hugo Chavez bereits die Koordinaten für den Übergabeort erhalten.
Nach einem gescheiterten Befreiungsversuch zum Jahresanfang gibt es neue Hoffnung für zwei von den linksgerichteten kolumbianischen FARC-Rebellen festgehaltene Geiseln: Der venezolanische Präsident Hugo Chavez erhielt nach eigenen Angaben die Koordinaten eines Ortes in den Bergen Kolumbiens, wo die Geiseln Clara Rojas und Consuelo Gonzalez freigelassen werden sollten.
Am Montag trifft Delegation aus Venezuela ein
Kolumbien habe der
diesbezüglichen Vermittlung Venezuelas zugestimmt, sagte der
Friedensbeauftragte der Regierung in Bogota, Luis Carlos Restrepo, am
Mittwoch. Hubschrauber mit Mitarbeitern des Internationalen Komitees des
Roten Kreuzes (IKRK) sollten am frühen Morgen (12.00 Uhr MEZ) von Venezuela
aus in die Region fliegen.
Chavez hat Koordinaten des Übergabeortes
Chavez sagte bei
einer Rede in Caracas, er habe von den Revolutionären Streitkräfte
Kolumbiens (FARC) die Koordinaten für den Ort der Geiselübergabe erhalten.
Seine Regierung habe daraufhin eine offizielle Anfrage an die Regierung
Kolumbiens gesandt und um Erlaubnis zur Empfangnahme der Geiseln gebeten.
Diese wurde nach Angaben Restrepos erteilt. "Es gibt einen wunderbaren Geist
der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern", sagte er vor Journalisten. Es
gebe Fortschritte in operativen Schritten, welche eine Befreiung der Geiseln
"mit größtmöglicher Geschwindigkeit" ermögliche.
Die Geiseln sollten von IKRK-Mitarbeitern in Empfang genommen werden, die an Bord venezolanischer Helikopter in die Region gebracht werden sollten. Nach Angaben von Chavez sollte die Übergabe in der kolumbianischen Provinz Guaviare erfolgen.
Militäreinsätze in der Region werden eingestellt
Der
kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos sagte, die
Hubschrauber sollten gegen 06.30 Uhr in das "ziemlich große Gebiet" starten.
Seine Regierung werde den Flug freigeben, sobald der Flugplan vorliege,
sagte Santos nach einem Treffen mit der IKRK-Direktorin in Kolumbien,
Barbara Hintermann. Die Details der geplanten Übergabe sollte Hintermann
erst kurz vorher mitteilen. Sämtliche Militäreinsätze in der betroffenen
Region würden bis auf weiteres eingestellt, betonte Santos.
Geisel hatte Kind mit Geiselnehmer
Die FARC hatte im Dezember
angekündigt, Rojas, ihren Sohn Emmanuel sowie die Ex-Parlamentarierin
Consuelo Gonzalez bald freizulassen. Die Rebellen bliesen die Aktion, die
auch von Chavez vermittelt worden war, jedoch kurzfristig unter Verweis auf
Armeeaktionen im Guerillagebiet ab. Später stellte sich heraus, dass
Emmanuel entgegen der Behauptungen der FARC nicht mehr bei den Rebellen
lebte, sondern schon vor rund einem halben Jahr in einem Waisenhaus gefunden
wurde. Der Dreijährige, den Rojas mit einem Rebellen zeugte, traf nach
Angaben von Chavez bereits in Bogota ein.
40 Geiseln in Rebellengewalt
Rojas war die Wahlkampfmanagerin der
kolumbianischen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Beide wurden
2002 von der FARC entführt. Die ehemalige Abgeordnete Gonzalez wurde 2001
gefangen genommen. Noch schätzungsweise 40 weitere Geiseln befinden sich in
den Händen der Rebellen, die mit Hilfe von Drogengeldern abgelegene Gebiete
Kolumbiens unter ihrer Kontrolle halten. Die Regierung in Bogota bemüht sich
seit längerem, sie gegen 500 inhaftierte Kämpfer auszutauschen.