Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sorgt für Wirbel: In einem Interview distanziert er sich vom Zölibat.
Der Freiburger Erzbischof und neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat sich "gegen Denkverbote" beim Thema Zölibat ausgesprochen. Die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit sei "nicht theologisch notwendig", sagte der katholische Theologe dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Er räumte allerdings ein, dass ein Abschied der katholischen Kirche vom Zölibat für Priester "eine Revolution" wäre, bei der ein Teil der Kirche nicht mitgehen würde. Nötig wäre dafür ein Konzil, weil in das innere Leben der gesamten Kirche eingegriffen werden würde.
Für eine Öffnung der Kirche
Zollitsch sprach sich im
"Spiegel" zugleich für die Öffnung seiner Kirche für neue gesellschaftliche
Milieus aus. Dabei ging der 69-jährige Erzbischof auf Distanz zu Äußerungen
anderer Bischöfe zum Thema Kinderkrippe. "Begriffe wie 'Gebärmaschinen' oder
'Herdprämie' gehören nicht zu meinem Wortschatz und machen jede Diskussion
im Ansatz kaputt. Wir brauchen Kinderkrippen, weil viele Eltern sie einfach
benötigen", sagte Zollitsch. Er warb zugleich erneut für einen Ausbau der
Beziehungen der katholischen zur evangelischen Kirche.
Kritik an der CDU
Kritisch äußerte sich der Erzbischof zur
Entwicklung der CDU. Zwar würden von dieser Partei "viele christliche Werte
in unserem Sinne aufgegriffen", doch zugleich habe "die CDU sich stärker
neoliberalen Thesen angenähert". Sie stehe damit in der Gefahr, die "soziale
Marktwirtschaft" oder das "Soziale" nicht mehr genügend im Blick zu haben.
Die Nähe zwischen katholischer Kirche und CDU sei "deshalb geringer
geworden". Zugleich griffen andere Parteien wie SPD und Grüne "Dinge, die
uns wichtig sind, stärker auf als früher".