Nach anhaltenden Protesten der Opposition ist die Parlamentswahl in Bangladesch verschoben worden. Das kündigte ein Sprecher von Präsident Iajuddin Ahmed knapp zwei Wochen vor dem ursprünglichen Termin am Donnerstag an.
Damit wolle der Staatschef "freie und faire Wahlen" ermöglichen, die national und international anerkannt würden, sagte sein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Zugleich gab Ahmed, der zuvor den Ausnahmezustand verhängt hatte, seinen Rücktritt als Chef der Übergangsregierung bekannt. Ahmed habe seinen hochrangigen Berater Fazlul Haque zum amtierenden Regierungschef ernannt, meldete die amtliche Nachrichtenagentur BSS am Donnerstag.
Ausnahmezustand
Die Ankündigung über die Verschiebung der Wahlen
erfolgte wenige Stunden, nachdem der Präsident den Ausnahmezustand und eine
nächtliche Ausgangssperre verhängt hatte. Er reagierte damit auf die
Ankündigung eines Oppositionsbündnisses unter Führung der Awami League, das
die Verschiebung der ursprünglich für den 22. Jänner geplanten Wahlen mit
Demonstrationen, Blockaden und Streiks erreichen wollte. Den Posten des
Interimsregierungschefs übernimmt nach den Worten des Präsidentensprechers
nun Fazlul Haq, ein als unabhängig geltender Richter am Obersten Gerichtshof.
Die Awami League und ihre bis zu 18 verbündeten Bewegungen forderten eine Verschiebung der Wahl, da diese ihrer Ansicht nach ohne deutliche Änderungen an den Wählerlisten nicht fair ablaufen könnten. Sie werfen der Regierung vor, 14 Millionen Phantomwähler eingetragen zu haben. Die geforderten Änderungen könnten an sich bis zu zwei Jahre dauern. Präsident Ahmed sagte dennoch zu, in der Zeit des Ausnahmezustands sollten die Wählerlisten korrigiert werden.
UNO besorgt
Die Vereinten Nationen erklärten, sie seien über die
Zukunft der Demokratie in Bangladesch besorgt. "Die politische Krise hat die
Legitimität des Wahlvorgangs deutlich aufs Spiel gesetzt", hieß es in einer
Mitteilung. Die UNO rief die Konfliktparteien auf, keine Gewalt anzuwenden.
EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner äußerte in Brüssel die Befürchtung, die Wahlen könnten "internationalen demokratischen Normen" nicht genügen.
Wegen der Gewalt setzten die Vereinten Nationen und die Europäische Union am Donnerstag ihre technische Unterstützung der Wahlvorbereitungen aus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, die Entwicklung sei höchst bedauerlich. "Doch die Krise in Bangladesch gefährdet die Legitimität des politischen Prozesses zunehmend", teilte der Koreaner mit.
Dutzende Tote
Seit Ende Oktober führt eine Übergangsregierung die
Amtsgeschäfte in Bangladesch. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen kamen
seitdem 35 Menschen ums Leben.
Bangladesch gilt als eines der ärmsten, korruptesten und am dichtesten bevölkerten Länder der Welt. Die BNP und die Awami League boykottieren seit der Rückkehr zur Demokratie regelmäßig das Parlament; Generalstreiks gehören zur Verhandlungstaktik der jeweiligen Opposition.