Nach Litwinenko-Tod

Russischer Ex-Regierungschef vergiftet

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Ex-Premier Jegor Gaidar ist tatsächlich vergiftet worden. Putin persönlich hat ihm Gute Besserung gewünscht.

Kurz nach dem mysteriösen Gift-Tod des früheren KGB-Offiziers Alexander Litwinenko klagt ein ehemaliger russischer Ministerpräsident in einer Zeitung über eine plötzliche heftige Erkrankung. Jegor Gaidar sagte der "Financial Times" vom Mittwoch, er habe am 24. November auf einer Reise nach Irland plötzlich Gesundheitsbeschwerden bekommen, die lebensbedrohlich gewesen seien.

Irische Polizei ermittelt
Wegen der möglicherweise auf eine Vergiftung zurückgehenden Erkrankung hat die irische Polizei ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Geleitet würden die Untersuchungen von einer Sonderermittlungseinheit, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.

Die bisherigen Untersuchungen hätten sich auf das Krankenhaus, in das Gaidar eingeliefert worden war, ärztliches Personal sowie Mitglieder des diplomatischen Korps gestützt. Bisher gebe es keine Hinweise auf Risiken für die Öffentlichkeit. Sollte sich dies ändern, würden "angemessene Maßnahmen" ergriffen, sagte der Sprecher.

Auf dem Weg der Besserung
Inzwischen aber befindet er sich auf dem Weg der Besserung. Es sei weiterhin unklar, woran der liberale Kreml-Kritiker erkrankt sei, sagte Gaidars Tochter Maria am Donnerstag in Moskau. Sie hoffe aber, dass ihr Vater Anfang kommender Woche aus dem Krankenhaus in Moskau entlassen werde.

Putin wünschte ihm "Gute Besserung"
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den an einer rätselhaften Krankheit leidenden Ex-Ministerpräsidenten Jegor Gaidar im Krankenhaus angerufen. Er habe Gaidar gute Besserung gewünscht, erklärte Putins Büro am Donnerstag in Moskau.

Scotland Yard weitet Ermittlungen aus
Für Aufsehen sorgt immer noch der mysteriöse Tod Litwinenkos. Die britische Polizei hat ihre Ermittlungen auf weitere Gebäude in London ausgedehnt. Spezialkräfte suchten nach Polizeiangaben vom Mittwoch auch in einem Fünf-Sterne-Hotel sowie einem weiteren Bürohaus nach Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210, mit der Litwinenko vermutlich getötet worden war.

Zuvor waren bereits an sieben Orten leichte Strahlungsbelastungen festgestellt worden. Dazu gehört das Büro des russischen Milliardärs Boris Beresowski, der zu den einflussreichsten Gegnern des russischen Präsidenten Wladimir Putin gezählt wird. Weitere Erkenntnisse verspricht sich die Polizei von der Befragung des italienischen Geheimdienstexperten Mario Scaramella. Er hatte Litwinenko am 1. November in London getroffen. Der Italiener ist auf Bitten der britischen Ermittler nach London zurückgekehrt, wo er unter Polizeischutz steht.

Nach britischen Medienberichten wird Scaramella wie sieben andere Personen, die nach Litwinenkos Vergiftung mit Polonium Kontakt hatten, auf Strahlenbelastung getestet. Scaramella sagte Reportern, er werde alles in seinen Kräften stehende tun, um bei der Aufklärung des Gifttodes zu helfen. Bei seinem Treffen mit Litwinenko am 1. November hat er diesen nach früheren eigenen Angaben auf Hinweise für Attentatspläne aufmerksam gemacht.

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