Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat nach "Spiegel"-Informationen einen Streit über die Sitzordnung beim NATO-Gipfel Anfang April angezettelt.
Er werde den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des Nordatlantik-Bündnisses in Baden-Baden, Kehl und Straßburg fernbleiben, wenn er nicht unmittelbar neben NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sitzen dürfe, habe Sarkozy in Brüssel ausrichten lassen, schreibt das Hamburger Nachrichtenmagazin in seiner neuesten Ausgabe.
"Sesselrücken" für Sarkozy
Bisher sei es bei
NATO-Gipfeln üblich gewesen, dass sich die Staats- und Regierungschefs in
der Reihenfolge des Alphabets um den Tisch gruppieren. Sarkozys Drohung
führte zu einem Kompromiss: der französische Präsident darf solange neben
dem NATO-Generalsekretär sitzen wie Fernsehkameras im Raum sind. Wenn die
Staats- und Regierungschefs der 26 Mitgliedsländer sich dann zu
vertraulichen Beratungen zurückziehen, beginnt ein Stühlerücken.
Hinter verschlossenen Türen müssen Sarkozy und auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel umziehen, und die NATO-Führer nehmen in gewohnter Abfolge Platz: De Hoop Scheffer wird dann auf einer Seite vom Sekretär des NATO-Rats, einem Diplomaten, flankiert. Zu seiner anderen Seite sitzt der stellvertretende Generalsekretär, gefolgt von US-Präsident Barack Obama.
Der große Wert, den Sarkozy der Sitzordnung beimisst, könnte mit der Absicht Frankreichs in Zusammenhang stehen, bei dem NATO-Gipfel in die militärische Kommandostruktur des Bündnisses zurückkehren zu wollen. Frankreich hatte sich unter Charles de Gaulle 1966 teilweise aus dem Bündnis zurückgezogen und seitdem eine Sonderrolle in der NATO eingenommen.