Bei der Bundespräsidentschaftswahl in Deutschland könnte die Linke einen igenen Kandidaten aufstellen. Schwan glaubt trotzdem an ihre Chance.
In Deutschland rechnet sich SPD-Kandidatin Gesine Schwan auch dann noch Siegchancen bei der Wahl des Bundespräsidenten aus, wenn die Linkspartei einen eigenen Bewerber nominieren sollte. Ihre Kandidatur habe in diesem Fall "selbstverständlich" noch Sinn, betonte Schwan am Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt".
"Kleinklein der Parteien"
Ein Gegenkandidat der
Linkspartei sei immer eine Option gewesen, mit der sie gerechnet habe.
Dieses "Kleinklein der Parteien" interessiere die Menschen aber nicht, am
Ende komme es darauf an, wie sich die Mitglieder der Bundesversammlung
entschieden. Den Vorwurf der Linkspartei, die SPD und damit auch sie selbst
verweigere den Kontakt, wies Schwan zurück: Sie selbst habe schließlich auch
den Linken Gespräche angeboten. "Sie können mich ja einladen", sagte Schwan.
Und dann werde sie "natürlich" auch hingehen.
Am Wochenende hatten sich die Anzeichen dafür verdichtet, dass die Linke einen eigenen Kandidaten für das höchste Staatsamt nominieren könnte. Wichtig sei, "welche Inhalte die oder der Präsident vertritt", sagte Parteichef Oskar Lafontaine am Sonntagabend im ZDF. "Und das wird bei der Entscheidung die ausschlaggebende Rolle geben." Vielleicht komme die Linke ja dazu, "zu sagen, wir bitten jemanden, für uns zu kandidieren, der im Wesentlichen unsere Politik vertritt".
Linkspartei sieht Vorteile für sich
Fraktionschef Gregor
Gysi verwies auf die Vorteile eines eigenen Kandidaten. "Es zeigt auch
unsere Eigenständigkeit und dass wir nicht abhängig davon sind, dass die
Anderen einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufstellen. Und es zeigt auch,
dass Gesprächslosigkeit Konsequenzen hat." Laut "Welt am Sonntag" sind in
der Partei die beiden Schriftstellerinnen Christa Wolf und Daniela Dahn als
Kandidatinnen im Gespräch.
Offiziell will sich die Linkspartei aber erst nach der Landtagswahl in Bayern festlegen, die endgültig über die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung entscheidet. Schwan ist bei ihrer Wahl nicht nur auf Stimmen von SPD und Grünen, sondern auch aus der Linkspartei angewiesen. Zur Zeit haben Union und FDP, die eine Wiederwahl von Bundespräsident Horst Köhler unterstützen, noch eine hauchdünne Mehrheit.