Japan

Shinzo Abe folgt Koizumi nach

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Japans regierende Liberaldemokratische Partei LDP hat am Mittwoch erwartungsgemäß den Rechtskonservativen Shinzo Abe zum Nachfolger von Parteichef Junichiro Koizumi gewählt.

Der japanische Rechtskonservative Shinzo Abe ist zum Chef der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und damit de facto zum Nachfolger von Regierungschef Junichiro Koizumi bestimmt worden. Der als "Falke" geltende Abe (51) setzte sich am Mittwoch bei der Wahl zum LDP-Präsidenten mit 464 Stimmen deutlich gegen Finanzminister Sadakazu Tanigaki und Außenminister Taro Aso durch.

Wegen der LDP-Mehrheit im Parlament gilt die Wahl des bisherigen Regierungssprechers am kommenden Dienstag zum jüngsten japanischen Ministerpräsidenten der Nachkriegszeit als sicher.

"Flamme der Reform"
Abe will die pazifistische Nachkriegsverfassung durch eine neue ersetzen, um Japan wieder ein reguläres und flexibleres Militär zu ermöglichen. Er ergreife die " Flamme der Reform", sagte Abe, der wegen seines "sanften" Aussehens "Prinz" genannt wird und im Volk beliebt ist. Ohne Koizumis Protektion wäre sein steiler Aufstieg in der LDP nicht möglich gewesen. Kritikern gilt Abe als Politiker, dem es an Erfahrung mangelt und der sein Fähnchen in den Wind hängt. Andere billigen ihm zu, pragmatisch zu handeln.

Er will Koizumis Reformagenda fortsetzen, ist aber in Gebieten wie Wirtschaftsreformen noch wenig konkret. Noch vor sechs Jahren war Abe kaum bekannt. Das änderte sich, als er sich für von Nordkorea entführte Landsleute einsetzte und scharfe Töne gegenüber Pjöngjang anschlug. Abe ist bekannt für seine Distanz zu China und hat Koizumis Besuche am Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstote verteidigt, in dem auch Kriegsverbrecher geehrt werden.

Abe ist Sohn des früheren Außenministers Shintaro Abe und Enkel von Nobosuke Kishi, der - obwohl er nach dem Krieg von den Alliierten als mutmaßlicher Kriegsverbrecher verhaftet worden war - 1957 Regierungschef wurde. Sein Enkel steht vor der Aufgabe, die gespannten Beziehungen zu China und Südkorea zu verbessern. Hinzu kommt der Umbau des Sozialstaats angesichts der rapiden Überalterung der Gesellschaft, wobei die massive Staatsverschuldung den Handlungsspielraum einschränkt.

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