Die Auswählung könnte länger auf sich warten lassen. Mehr als 470.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz.
Knapp acht Wochen nach dem Mord an Oppositionsführerin Benazir Bhutto hat Pakistan am Montag ein neues Parlament gewählt. Dabei kam es zwar vereinzelt zu Zusammenstößen mit Toten und Verletzten, die befürchtete große Welle von Terroranschlägen blieb aber aus. Mit ersten Trends wurde für den späten Montagabend gerechnet, ein Endergebnis dürfte aber wohl erst am Mittwoch vorliegen.
Nach letzten Umfragen ist bei einem fairen Wahlverlauf mit einem Sieg der beiden Oppositionsparteien zu rechnen. Stärkste Partei wird vermutlich die Pakistanische Volkspartei (PPP) der Ende des Vorjahres ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto. An zweiter Stelle folgt in Umfragen die Pakistanische Muslimliga (PML-N) des ehemaligen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif. Die Musharraf unterstützende Partei PML-Q folgt in der Wählergunst laut Umfragen an dritter Stelle.
Musharraf stellt sich nicht der Wahl
Musharraf, der sich bereits
im vergangenen Herbst noch vom alten Parlament für weitere fünf Jahre im Amt
hatte bestätigen lassen, stand nicht zur Wahl. Die Abstimmung wurde aber als
Referendum über die Politik des Ex-Militärmachthabers gewertet. Neben dem
Parlament in Islamabad wurden auch die vier Provinzparlamente gewählt.
Manipulationsvorwürfe
Die Opposition kritisierte bereits vor
der Wahl Manipulationen der PML-Q. Musharraf hatte eine freie, faire und
transparente Abstimmung versprochen. Wahlbeobachter des pakistanischen Free
and Fair Election Network (FAFEN), einem Zusammenschluss
regierungsunabhängiger Organisationen, berichteten am Montagabend (Ortszeit)
von Unregelmäßigkeiten, ohne aber bereits ein Gesamturteil zu fällen.
FAFEN-Generalsekretär Sarwar Bari sagte der dpa, im Distrikt Mandi Bahauddin in der zwischen den Parteien besonders umkämpften Provinz Punjab habe es mehrere Fälle gegeben, in denen Frauen nicht erlaubt worden sei zu wählen. In Hunderten Wahllokalen hätten zudem Parteivertreter, die die Stimmabgabe überwachen sollten, versucht, Wähler zu beeinflussen. Oftmals seien FAFEN-Beobachter bereits nach kurzer Zeit aufgefordert worden, Wahllokale wieder zu verlassen. Die EU hatte 132 Wahlbeobachter im Einsatz, die ihren Bericht aber erst am Mittwoch vorlegen.
27 Tote bei Zusammenstößen
Der Urdu-Dienst der
britischen BBC berichtete unter Berufung auf die Polizei, in der unruhigen
Nordwest-Grenzprovinz seien neun Angehörige der Sicherheitskräfte aus einem
Wahllokal entführt worden. Der Nachrichtensender Aaj meldete, bei
Zusammenstößen seien 27 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden.
Der Sender Geo TV sprach von 14 Toten. In der Nähe von mindestens drei
Wahllokalen explodierten Sprengsätze. Bereits vor Beginn der Abstimmung
sprengten Extremisten ein Wahllokal im nordpakistanischen Swat-Tal in die
Luft. Am Sonntagabend war ein Oppositionskandidat ermordet worden.
80.000 Soldaten
Mehr als 80.000 Soldaten unterstützen die Polizei
dabei, die rund 81 Millionen Wahlberechtigten und die Wahllokale zu
schützen. Trotz der Sicherheitsvorkehrungen war die Wahl am Montagmorgen
schleppend angelaufen, wofür Behördenvertreter die Angst vor Anschlägen
verantwortlich machten. Im Laufe des Tages wurde aus vielen Wahllokalen aber
ein stärkerer Zulauf gemeldet. Offizielle Zahlen zur Wahlbeteiligung, die
2002 bei 42 Prozent gelegen hatte, lagen am Montagabend zunächst nicht vor.
Wahlverschiebung wegen Bhutto-Mordes
Die Wahl war ursprünglich
für den 8. Jänner geplant gewesen, wurde nach dem Mord an Bhutto aber
verschoben. Die Regierung hat den Taliban-nahen Extremistenführer Baitullah
Mehsud für die Tat verantwortlich gemacht, der das aber zurückwies.