Der Skandal um die Vergabe von Adelstiteln wird nach Einschätzung des britischen Premierministers Tony Blair die nächste Wahl nicht entscheidend beeinflussen.
Blair wollte am Samstag in einer Rede vor einer Parteiversammlung seiner Labour Party sagen, es gehe vielmehr um Visionen und eine durchdachte Politik für die Zukunft des Landes, wie aus einem vorab veröffentlichten Redemanuskript hervorging.
Adelstitel gegen Spenden
Blairs Regierung wird vorgeworfen, sie
habe die Erhebung prominenter Briten in den Adelsstand von Spenden für die
Labour Party abhängig gemacht. Der Premierminister hat dies stets
zurückgewiesen. Allerdings hat seine Partei zugegeben, von wohlhabenden
Unterstützern, die fürs Oberhaus nominiert wurden, Kredite im Umfang von
fast 14 Millionen Pfund (20 Millionen Euro) erhalten zu haben, ohne dies zu
deklarieren. Die nächste Wahl in Großbritannien wird 2009 oder 2010
stattfinden.
Blair zweimal verhört
In der Affäre um die mögliche Vergabe
von Adelstiteln gegen Parteispenden ist der britische Premierminister Tony
Blair abermals von der Polizei vernommen worden. Der Labour-Chef wurde in
seinem Amtssitz in der Downing Street bereits zum zweiten Mal von Ermittlern
befragt, wie ein Regierungssprecher am Donnerstag mitteilte. Blair sei
jedoch nur als Zeuge vernommen worden, nicht als Beschuldigter. Die seit
langer Zeit schwelende Affäre hatte sich in den vergangenen Tagen durch die
vorübergehende Festnahme von zwei Blair-Vertrauten zugespitzt.
Vierstündige Vernehmung
Die etwa einstündige Vernehmung des
Premierministers fand bereits am Freitag vergangener Woche statt. Nach
Darstellung des Regierungssprechers war sie jedoch auf Wunsch der Polizei
bisher verschwiegen worden. In der Affäre geht es um den Verdacht, dass die
Labour-Partei von Geschäftsmännern und Privatleuten Millionenspenden
bekommen hat, die als Kredite getarnt wurden. Im Gegenzug soll die
Blair-Regierung den Spendern Adelstitel und Sitze im Oberhaus des Parlaments
beschafft haben.