Die Taliban wollen Regierungen, die Soldaten in Afghanistan stationieren, weiter mit Entführungen unter Druck setzen.
Die Taliban drohen Bürgern aus Ländern, die Truppen in Afghanistan stationiert haben, weiter mit Entführung und Ermordung. Das seien die Waffen, die im Kampf gegen die fremden Soldaten helfen könnten, sagte ein Sprecher der Islamisten am Montag. "Entführungen und Tötungen von Bürgern aus den Ländern, die uns als Nation vernichten wollen, setzen den Feind unter Druck." Bürger aus Ländern, die sich militärisch nicht in Afghanistan engagieren, müssten dagegen nichts befürchten.
Südkorea mit Entführungen in die Knie gezwungen
Die
Taliban hatten vergangene Woche 19 Südkoreaner freigelassen. Im Gegenzug
verpflichtete sich die Regierung in Seoul, die christliche Missionierung in
dem Land zu beenden und wie geplant ihre 200 Soldaten zum Jahresende
abzuziehen. Äußerungen eines Taliban-Kommandanten, Südkorea habe 20
Millionen Dollar Lösegeld bezahlt, wurden bisher weder von der
südkoreanischen Regierung noch von den Taliban selbst bestätigt. Der
Kommandant hatte erklärt, mit dem Geld sollten Waffen gekauft und
Selbstmordanschläge finanziert werden.
Geheimdienstchef steht in der Kritik
Der südkoreanische
Geheimdienstchef Kim Man Book ist unterdessen für sein Verhalten bei der
Freilassung der 19 Südkoreaner kritisiert worden. In südkoreanischen
Medienberichten am Montag hieß es, Kim habe sich mit seinen öffentlichen
Auftritten indiskret und unangemessen verhalten. Die größte
Oppositionspartei erklärte am Vortag: "Es ist unangebracht für den
Geheimdienstchef, sein Gesicht zu zeigen und seine Rolle bei den direkten
Verhandlungen offenzulegen." Präsidentensprecher Cheon Ho Seon verteidigte
Kim dagegen. Er sei "unvermeidbar" in den Medien aufgetaucht, da sein Hotel
der einzig sichere Ort in Kabul gewesen sei.
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Südkorea will Kosten von Geiseln zurückfordern
Cheon
teilte außerdem mit, die Regierung werde einige Kosten der Befreiung von den
Ex-Geiseln zurückfordern. Darunter fielen Ausgaben für den Heimflug und die
Rücküberführung der beiden getöteten Männer. Die christlichen Missionare
unternahmen die Reise nach Afghanistan entgegen den Warnungen des
Außenministeriums.
Sechs Menschen bei Anschlag getötet
Bei einem Anschlag in
Afghanistan sind sechs afghanische Geheimdienstbeamte und ein Grenzpolizist
getötet worden. Fünf weitere Mitglieder der Sicherheitskräfte seien verletzt
worden, als sie am Sonntagabend im östlichen Grenzgebiet zu Pakistan mit
ihrem Fahrzeug auf eine Mine fuhren, teilte ein Sprecher des Gouverneurs am
Montag mit. Vermutlich steckten Sympathisanten der Taliban hinter dem
Anschlag. Diese verübten häufig Gewalttaten in Afghanistan und "verstecken
sich dann auf pakistanischem Territorium", sagte der Sprecher. Die
Mitglieder der Sicherheitskräfte seien in der Provinz Kunar auf
Patrouillenfahrt gewesen.
NATO-Konvoi attackiert
Wenig später attackierten Taliban-Kämpfer
nach Polizeiangaben einen Konvoi mit Gütern für die NATO-geführten Truppen
im Süden des Landes und setzten die Lastwagen in Brand. Der Anschlag wurde
zwischen Shari Safa und Qalat in der Provinz Zabul verübt. Bei einem
anschließenden Feuergefecht wurden laut Polizei ein Taliban getötet und drei
weitere verletzt. Die Taliban gaben dagegen auf ihrer Webseite an, ihre
Kämpfer hätten sechs Wachleute getötet und 15 Lastwagen zerstört. Seit
Beginn des Jahres wurden in Afghanistan bereits mehr als 4300 Menschen
getötet, zumeist Aufständische.