US-Präsident plötzlich an der Seite von Selenskyj. Wie hilfreich ist das und wie groß ist der Druck auf Putin?
Es war ein klarer Knall in der zunächst für viele so unangenehm engen Beziehung zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten. Trump nannte den Kriegsherrn einen "guten Freund", bescheinigte Putin sogar "Friedenswillen". Und nahm stattdessen lieber den Staatschef des überfallenen Landes, Wolodymyr Selenskyj, in die Mangel.
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Fast hätte er Putin einen "Killer" genannt
Doch diese Woche zeigte sich Trump völlig konträr: Fast hätte er Putin einen "Killer" genannt, beklagte, wie dieser ihn mit vollmundigen Lügen an der Nase herumgeführt habe. Trump sinngemäß im Oval Office: Bei Tag säusle Putin nette Worte - und bei Nacht werfe er Bomben.
Überraschend brachte der Republikaner auch First Lady Melania ins Spiel: Sie habe ihn darauf hingewiesen, dass Putin gerade eine neue Stadt angegriffen habe - nachdem Trump ihr von einem "freundlichen" Telefonat mit dem Russen ein paar Stunden davor berichtet hatte.
Zwei-Stufen-Plan aus dem Weißen Haus
Das Weiße Haus will den Kreml jetzt mit einem doppelten Vorstoß in die Zange nehmen:
- Wirtschaftsdruck mit Deadline: Sollte es bis zur angekündigten 50-Tage-Frist am 2. September keinen Waffenstillstand geben, sollen Sekundärzölle von 100 Prozent auf alle Staaten erhoben werden, die weiter mit Moskau Handel treiben. Besonders Indien und China wären betroffen. Die neuen Sanktionen sollen Russlands Wirtschaft gezielt abwürgen. Es wären die ersten unter Trump - also eine signifikante politische Kehrtwende.
- Waffendeal mit der NATO: Die USA arbeiten an einem Deal mit europäischen NATO-Partnern: Diese liefern moderne Waffensysteme an Kiew, ihre eigenen Bestände werden dann vom Pentagon wieder aufgefüllt. Bezahlt wird das Ganze von Europa - Trump will damit vermeiden, seine kriegsmüden MAGA-Anhänger mit weiteren Milliardenausgaben für die Ukraine zu verschrecken.
Geteilte Reaktionen - und neue Zweifel
Im Westen wurde Trumps plötzlicher Kurswechsel gegenüber Putin überwiegend positiv aufgenommen. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.
Selenskyj etwa kritisierte das eher langfristige Ultimatum. Es gebe Putin nur mehr Zeit, seine Sommeroffensive weiter zu eskalieren. Ukrainische Truppen stehen derzeit an mehreren Fronten unter schwerem Druck. Nächtliche Bombardements terrorisieren die bereits kriegsmüde Bevölkerung. "Die von Trump gesetzte Frist ist eine Zeitverschwendung - und kostet weitere Menschenleben", sagte Selenskyj der New York Post.
Welche Waffen kommen - und wie schnell? Bisher gibt es nur wenige Details darüber, welche Waffen wie schnell geliefert werden könnten. Deutschland wolle laut Berichten schnell "Patriot"-Raketenabwehrsysteme bereitstellen.
"Massive Mengen an Waffen"
NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte an Trumps Seite, dass nun wieder "massive Mengen an Waffen" geliefert werden könnten. Umstritten bleiben allerdings Raketen mit längerer Reichweite -sie könnten ukrainischen Truppen ermöglichen, Ziele tief im Inneren Russlands zu treffen.
Kreml reagiert eisig - aber nervös. Der Kreml reagierte auffallend kühl - fast gelangweilt -auf den neuen, raueren Ton aus Washington. Doch US-Medien sehen Putin klar im Nachteil: Der Kriegsherr habe sich verzockt, als er frühere Angebote der USA für einen Waffenstillstand ausschlug.
Jetzt hat das Pendel umgeschlagen. Und obwohl der wankelmütige US-Oberkommandierende weiterhin "unter Beobachtung" steht, ließ Präsident Trump in einem der letzten Interviews durchblicken: Er sei "noch nicht ganz durch mit Putin"