Mitarbeiter von "Arche de Zoé" befinden sich weiter in Haft. Ein Belgier erlitt einen Herzanfall.
Die tschadischen Justizbehörden haben am Freitag zwei Flugbegleiter und zwei Piloten freigelassen, die für die in Verruf geratene französische Hilfsorganisation "Arche de Zoé" mehr als hundert angebliche Darfur-Waisenkinder ausfliegen sollten, bei denen es sich später herausstellte, dass sie weder Waisen sind noch aus der westsudanesischen Krisenregion stammen. "Die drei Spanier und der belgische Pilot sind frei", sagte ihr Anwalt Jean-Bernard Padaré. Er befand sich im Untersuchungsgefängnis der Hauptstadt N'Djamena, um die Gruppe dort in Empfang zu nehmen.
Zwanzig Jahre Zwangsarbeit drohen
Sechs Mitglieder von "Arche de
Zoé" sind weiter im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hat sie wegen
versuchter Kindesentführung und Betrugs angeklagt, ihnen drohen zwanzig
Jahre Zwangsarbeit. Die zwei spanischen Flugbegleiter sowie die Piloten aus
Spanien und Belgien waren wegen Mittäterschaft angeklagt. Am vergangenen
Wochenende waren drei französische Journalisten und vier spanische
Flugbegleiter freigelassen worden, nachdem der französische Präsident
Nicolas Sarkozy persönlich nach N'Djamena gekommen war.
Kinderraub vor pädophilem Hintergrund
Der Leiter von "Arche
de Zoé", Eric Breteau, hatte am Donnerstag in seiner Gefangenschaft
ausgesagt, die übrigen Europäer hätten nichts mit der geplanten Aktion zu
tun gehabt. Die Organisation hatte ein spanisches Flugzeug gechartert. Die
Mitglieder von "Arche de Zoé" traten im Tschad unter dem Namen "Children
Rescue" auf. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das
UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) und das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF
ermittelten, dass die wenigsten Kinder tatsächlich Waisen sind. Der
tschadische Staatspräsident Idriss Deby hatte von Kinderraub und sogar von
pädophilen Hintergründen der Affäre gesprochen. Ein französisches Paar, das
nach eigenen Angaben 2400 Euro an "Arche de Zoe" gezahlt hatte, um als
Gastfamilie ein afrikanisches Kind aufnehmen zu dürfen, hat Anzeige gegen
die Organisation erstattet.
Belgier erlitt Herzanfall
Unterdessen hat ein inhaftierter
Belgier im Gefängnis einen Herzanfall erlitten. Der Pilot Jacques Wilmart
wurde von dem Gefängnis in der Hauptstadt N'Djamena auf eine französische
Militärbasis verlegt, wie ein tschadischer Behördenvertreter der
Nachrichtenagentur AFP sagte. Über den Gesundheitszustand des 75-Jährigen
machte er keine Angaben.
Sarkozy empfing Angehörige
Frankreichs Präsident Nicolas
Sarkozy empfing am Donnerstag die Angehörigen von sechs im Zusammenhang mit
dem Fall im Tschad inhaftierten Franzosen im Elysée-Palast in Paris. Die
Häftlinge seien seit Beginn der Affäre von seiner Regierung "konsularisch,
medizinisch und materiell" unterstützt worden, versicherte Sarkozy nach
einer Erklärung den besorgten Angehörigen. Gleichzeitig betonte der
Staatschef die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den tschadischen
Justizbehörden, bei der die "Souveränität des Tschad" voll respektiert
werden müsse. Am Dienstag hatte Sarkozy in dem afrikanischen Land mit der
Bemerkung für Empörung gesorgt, er werde die sechs Franzosen zurückholen,
"egal was sie gemacht haben".