Ölpreis pirscht sich bis knapp unter 100-Dollar-Marke heran.
Die Eskalation in der Ukraine-Krise schürt Furcht vor Lieferausfällen bei wichtigen Rohstoffen wie Erdöl, Gas oder Aluminium. So stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 4,3 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Hoch und kratzte mit 99,50 Dollar (87,76 Euro) je Barrel (159 Liter) an der Marke von 100 Dollar. Aktienanleger überwanden am Dienstag allerdings ihren ersten Schreck über das russische Vorgehen in der Ost-Ukraine.
Bis zum frühen Nachmittag machten DAX und EuroStoxx50 ihre Anfangsverluste von etwa 2,5 Prozent größtenteils wett lagen nur noch knapp im Minus bei 14.690 beziehungsweise 3.984 Punkten. Der Wiener ATX lang am Nachmittag noch mit knapp 1 Prozent im Minus.
Erleichtert reagierten Investoren auf Aussagen aus Moskau, denen zufolge sich die Anerkennung der abtrünnigen ukrainischen Republiken Donezk und Luhansk durch die russische Regierung lediglich auf die von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiete erstrecke, sagte Fondsmanager Peter Kisler vom Vermögensverwalter Trium. "Die Kuh ist zwar noch nicht vom Eis, das ist aber ein Weg für eine Deeskalation."
Investoren ziehen sich zurück
Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren wieder aus "sicheren Häfen" zurück. Gold verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1.900 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), nachdem es zunächst auf ein Neunmonatshoch von 1.913,89 Dollar gestiegen war. Deutsche Bundesanleihen wurden ebenfalls wieder verkauft, wodurch die Rendite auf 0,269 Prozent stieg.
Parallel dazu grenzte der Moskauer Leitindex RTS sein Minus von zeitweise 11 Prozent ein und notierte zuletzt um 2,4 Prozent tiefer. Die Währung des Lands erholte sich von ihrem anfänglichen Zweijahresrief. Im Gegenzug büßte der Dollar ein knappes Prozent auf 79,10 Rubel ein.
Bei russischen Anleihen blieb der Verkaufsdruck dagegen hoch, da die EU über ein Verbot für den Handel mit diesen Papieren nachdenkt. Dies trieb die Rendite für die bis 2047 laufenden Bonds auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von 5,724 Prozent.
Am Rohstoffmarkt spielten die erwarteten westlichen Sanktionen gegen Russland, einem wichtigen Exporteur von Öl, Gas und Metallen, die Hauptrolle. Neben dem Ölpreis legte der europäische Erdgas-Future zehn Prozent auf 79 Euro je Megawattstunde zu.
"Die hohe Abhängigkeit der EU von russischem Öl und Gas spricht zwar gegen Sanktionen in diesem Bereich", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Allerdings könnte Russland als Vergeltung gegen die zu erwartenden Sanktionen die Liefermengen reduzieren."
Zinn auf Rekordhoch
Parallel dazu markierte das für Lebensmittel-Dosen verwendete Zinn mit 44.525 Dollar ein Rekordhoch. Das zur Stahl-Herstellung benötigte Nickel war mit 24.925 Dollar je Tonne so teuer wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren und das im Flugzeug- und Automobilbau eingesetzte Aluminium verfehlte mit 3.380 Dollar eine neue Bestmarke um 0,15 Dollar. Die Ukraine-Krise sei vor allem bei Nickel und Alu lediglich ein Beschleuniger der Preisrally, gab Analystin Wenyu Yao von der ING Bank zu bedenken. "Selbst inklusive russischer Exporte sind die Märkte mit beiden Metallen unterversorgt."
Am deutschen Aktienmarkt richteten sich die Blicke auf Volkswagen und den Mehrheitsaktionär Porsche SE. Der Autobauer feilt Insidern zufolge an Plänen, ein Viertel seiner Sportwagentochter Porsche AG an die Börse zu bringen. Eine mögliche Aufteilung in Stamm- und Vorzugsaktien könnte das Interesse potenzieller Investoren aber dämpfen, warnte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. VW-Titel gewannen dennoch zeitweise gut zehn Prozent, so viel wie zuletzt vor einem Jahr. Die Papiere von Porsche SE steuerten mit einem Plus von bis zu 15,2 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit zwei Jahren zu.
Abwärts ging es dagegen für Polymetal und Petropavlovsk. Die in London notierten Aktien dieser beiden russischen Bergbaufirmen fielen wegen drohender westlicher Sanktionen um bis zu 3,3 Prozent. Hart traf es auch westliche Unternehmen mit einem großen Russland-Engagement. So rutschten die Titel der Raiffeisen Bank um gut sechs Prozent ab.