Schreckensszenario

US-General warnt vor Drittem Weltkrieg

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Der US-Oberkommandierende im Nahen Osten hält einen Dritten Weltkrieg für möglich. Indes hat der britische Premier Tony Blair massive Probleme im Irak zugegeben.

Der US-Oberkommandierende im Nahen Osten, General John Abizaid, hält einen Dritten Weltkrieg für möglich, wenn der Kampf gegen den islamischen Extremismus nicht geführt wird. Auch Britanniens Premier Blair äußerte sich pessimistisch: Die Lage im Irak sei ein Desaster.

Abizaid zeichnete ein Schreckenszenario: Sollten die Extremisten nicht aufgehalten werden, würden diese die Möglichkeit bekommen, ungehindert Massenvernichtungswaffen zu entwickeln. "Und ich denke, die Gefahren, die damit zusammenhängen, sind einfach zu groß, als dass man sie sich vorstellen könnte", sagte der General am Freitag.

"Dritter Weltkrieg möglich"
Es war nur eine Vorlesung unter dem Titel "Der lange Krieg" - aber eine, deren Inhalt gewaltige Wellen schlagen wird. "Wenn wir heute nicht den Schneid haben, dieser Ideologie entgegenzutreten, dann werden wir morgen den Dritten Weltkrieg erleben", so der US-Oberkommandierende im Nahen Osten, John Abizaid, vor den Zuhörern.

Blair: Verlauf des Irak-Kriegs "Desaster"
Der britische Premierminister Tony Blair hat massive Probleme im Irak zugegeben. In einem Interview des neuen englischsprachigen Dienstes des Fernsehsenders Al-Jazeera bejahte er am Freitagabend die Frage, ob der Verlauf des militärischen Einsatzes "bisher ein ziemliches Desaster" sei. Doch wolle er nicht von Planungsfehlern sprechen, vielmehr würde die Mehrheit, die für den Frieden sei, durch eine Minderheit, die Krieg wolle, verdrängt. Einen raschen Truppenabzug schloss Blair aus. Großbritannien hat rund 7.200 Soldaten im Südirak stationiert.

Brown im Irak
Blairs wahrscheinlicher Nachfolger, Schatzkanzler Gordon Brown, traf am Samstag zu einem unangekündigten Besuch im Irak ein. London werde die Iraker weiterhin dabei unterstützen, einen demokratischen Staat aufzubauen, "der seinem Volk Sicherheit und Wohlstand bringt" und in der Region und der Weltwirtschaft eine Rolle spiele, sagte Brown.

Handelsministerin: "Fehler"
Die britische Handelsministerin Margaret Hodge hatte den Irak-Krieg als "großen außenpolitischen Fehler" Blairs bezeichnet und dessen "moralischen Imperialismus" kritisiert.

Kontakte USA-Syrien?
Der mit dem Vorsitz der so genannten Iraq Study Group (ISG) betraute ehemalige US-Außenminister James Baker hat nach Informationen der "New York Times" mehrmals syrische Vertreter getroffen, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Washington und Damaskus zu sondieren. Wie die Zeitung am Samstag unter Berufung auf den syrischen Botschafter in den USA, Imad Mustafa, berichtete, kam Baker im September auch mit dem syrischen Außenminister Walid Muallem zusammen.

Das Treffen in New York sei sehr "vielversprechend" gewesen, wurde der Diplomat zitiert. Der Botschafter beriet demnach mehrmals mit ISG-Mitgliedern darüber, was Syrien zur Verbesserung der Lage im Irak tun könne "und was nicht". Die von dem Republikaner Baker und dem früheren demokratischen Abgeordneten Lee Hamilton geleitete ISG soll Empfehlungen zum Fortgang des Irak-Einsatzes der USA erarbeiten.

US-Präsident George W. Bush hatte zurückhaltend auf Vorschläge des britischen Premiers reagiert, den Iran und Syrien zur Lösung des Irak-Konflikts einzubeziehen. Die USA hatten mit ihrem "Syrian Accountability Act" Strafmaßnahmen auf wirtschaftlicher und diplomatischer Ebene gegen Syrien verhängt und dessen Führung Unterstützung von Terrorgruppen vorgeworfen. Durch Äußerungen von Blair und des australischen Regierungschefs John Howard ist Bush bei der Suche nach einer Irak-Auswegstrategie zuletzt immer stärker unter Druck geraten.

„Brauchen langen Atem“
Bush sagte unterdessen am Rande des APEC-Gipfels in Hanoi, er wolle aus dem Vietnamkrieg Lehren für den gegenwärtigen Einsatz im Irak ziehen. Anders als 1975 in Südostasien komme es im Mittleren Osten darauf an, einen langen Atem zu haben. US-Vizepräsident Dick Cheney hat sich am Freitag gegen einen Rückzug der USA aus dem Irak ausgesprochen und den scheidenden Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gelobt.

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