Vermisst im Irak

Wieviel Lösegeld muss Österreich zahlen?

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Verhandlungen um das Leben des jungen Bert Nussbaumer aus Oberösterreich haben begonnen. Bis zu 20 Mio. könnte das Lösegeld kosten.

Während der wirkliche Verbleib des im Irak entführten Österreichers ungeklärt bleibt werden bereits erste Vermutungen über Lösegeldforderungen laut. Zwar gibt es laut der Sprecherin des Außenministeriums, Astrid Harz, keine Lösegeldforderungen. Das glaubt Stefan Pipher vom deutschen „Trauboth-Risk-Management“ allerdings nicht. Das Unternehmen berät Regierungen und Konzerne bei Entführungsfällen.

Pipher: „Wenn man die Situation im Irak kennt, weiß man, dass es unwahrscheinlich ist, dass keine Lösegeldforderung gestellt wurde.“ Zugeben würde das eine Regierung aber nie, um nicht als erpressbar zu gelten. Verhandelt würde mit den Entführern im Geheimen über Mittelsmänner. Die Bezahlung des Lösegelds erfolge in bar und werde über Auslandsgesellschaften abgewickelt. So könne der Geldfluss nicht nachvollzogen werden.

Außenministerium macht Druck
Der Militärstratege Gerald Karner etwa geht davon aus, dass „es sehr wohl Lösegeldforderungen gibt“. Karner: „Bei solchen Entführungsfällen steht vor allem die Geldbeschaffung im Vordergrund, die politische Komponente ist meist nur Tarnung.“ Klar sei, dass sich offizielle Stellen darüber nicht äußern. Damit geht auch der Riskmanager Stefan Pipher vom deutschen Risiko-Beratungsunternehmen „Trauboth“ konform (siehe Story unten), wenn er meint: „Regierungen, die Lösegelder bezahlen laufen Gefahr, als erpressbar zu gelten“ Der Fall der vor einem Jahr im Irak entführten deutschen Archäologin Sabine Osthoff habe aber gezeigt, dass Regierungen sehr wohl Lösegelder bezahlen.

Bis zu 20 Millionen Lösegeld
Experten wie Pipher oder die Irak-Kennerin Antonia Rados gehen bei einer westlichen Geisel von einer ursprünglichen Forderung in zweistelliger Millionenhöhe aus. Rados: „Gefordert werden bis zu 20 Millionen – bezahlt wird dann oft ein Zehntel."

Erste Erfolge bei Fahndung im Irak
Im Zusammenhang mit der Entführung des österreichischen und vier US-Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma verzeichnen britische und irakische Einsatzkräfte erste Erfolge: Laut dem britischen TV-Sender SkyNews wurden am Wochenende rund 200 Verdächtige festgenommen. Über das Schicksal der Geiseln herrscht aber trotzdem weiter Unklarheit. Das Außenministerium in Wien sagte, die Männer, die am Donnerstag gekidnappt worden sind, dürften noch am Leben sein. Man wisse allerdings nicht, wo sie sich befinden.

Der hochrangige irakische Polizeioffizier Ali Moussawi hingegen erklärte in Basra: "Wir wissen, wo sie sind. Wir haben den Ort festgestellt, wo sich die Geiseln befinden. Wir kontrollieren das gesamte Gebiet. Wir hoffen, dass uns die Befreiung der Männer bald gelingt", ergänzte er. Es gebe einen "Sicherheitsplan", über den er aber nichts sagen dürfe. Die Entführer nannte Moussawi "Gesetzesbrecher".

Zweifel an Video
Die mutmaßlichen Entführer haben sich indes angeblich gemeldet. Der iranisch-arabische Satellitensender "Al-Alam" (" Die Welt") strahlte in der Nacht auf Samstag das Video einer Gruppe aus, die behauptet, den Oberösterreicher und die vier Amerikaner in ihrer Gewalt zu haben. Die Gruppe nannte sich "Islamisches Mujaheddin-Bataillon". Irakische Sicherheitskreise erklärten, man wisse wenig über sie. Es handle sich dabei um eine schiitische Gruppe, die vor rund sechs Monaten in Erscheinung getreten sei und mit Angriffen auf Sicherheitsfirmen gedroht habe, die die Grenze von Kuwait in den Südirak überquerten.

Die angeblichen Geiselnehmer forderten den Abzug der US-Truppen und die Freilassung aller irakischen Gefangenen. Die Forderungen wurden von einem Mann verlesen, der sein Gesicht mit einem traditionellen arabischen Tuch verhüllt hatte. Von den fünf entführten Wachleuten war aber nichts zu sehen. Experten zweifelten die Echtheit des Videos an.

Sehen Sie hier das Video auf CNN

Die fünf Mitarbeiter der Crescent Security Group (CSG) hatten am Donnerstag einen Konvoi im Irak begleitet. Der 25-jährige Ex-Soldat aus Altmünster (Bezirk Gmunden), Bert Nussbaumer, war draufhin gemeinsam mit vier US-Amerikanern nahe der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Safwan an der Grenze zu Kuwait entführt worden. Berichte vom Freitag über den Tod des Oberösterreichers haben sich nicht bestätigt. Auch Meldungen über die Freilassung der Amerikaner wurden später dementiert.

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