Die USA stationieren das umstrittene Abwehrsystem in Osteuropa. Tschechische Experten warnen - der Schild gefährdet die Gesundheit des Menschen.
Das amerikanische Radar, das als Bestandteil des US-Raketenabwehrsystems in Zentraleuropa in der militärischen Sperrzone Brdy südwestlich von Prag stationiert werden soll, kann nach Auffassung einer Gruppe tschechischer Experten für Menschen doch gefährlich sein.
Die Fachleute schrieben in einer Studie, dass die Strahlung des Radars von einem fliegenden Flugzeug oder der Inversionsschicht reflektieren und die Menschen auf dem Erdboden gefährden könne.
50-km-Schutzzone
In der Studie heißt es, dass die flugfreie Zone
über dem Radar von den geplanten 4,5 bis 13,5 Kilometer auf 50 Kilometer
erweitert werden sollte. Dies würde aber auch den Prager internationalen
Flughafen Ruzyne (am westlichen Rand der Hauptstadt, Anm.) einbeziehen. "Wenn
man den Schutz der Gesundheit der Menschen auf dem Erdboden sowie in den
Flugzeugen sichern will, sollten die Grenzen der flugfreien Zone auf
mindestens 50 Kilometer festgelegt werden", steht im Dokument. Und bei
einer Erhöhung der Leistung des Radars könnte die gefährliche Zone bis 80
Kilometer vom Radar greifen.
Auch Österreich gefährdet
Außerdem könnte auch das
Entstehen des sogenannten "atmosphärischen wellen-leitenden Kanals"
eine Gefahr bergen. Bei dieser Erscheinung, zu der es auf tschechischem
Territorium laut den Experten kommt, könnte es dann in der Entfernung von
Dutzenden bis Hunderten Kilometern Orte geben, die einer starken Strahlung
ausgesetzt wären, welche die Gesundheit von Menschen gefährden würde - so
auch in Österreich.
Prag widerspricht
Das Prager Verteidigungsministerium bestreitet
jedoch die Schlussfolgerungen der Studie. Der Ressortsprecher Andrej Cirtek
sagte gegenüber der Tageszeitung "Pravo", die flugfreie Zone,
so wie sie geplant werde, sei ausreichend. In einer anderen, von der
Regierung früher bestellten Studie heißt es darüber hinaus, die Strahlung
des Radars könne nur für Flugballons oder andere Fluggeräte ohne Motor, die
nicht mit einer Metallwand gedeckt seien, gefährlich sein.
Tschechen dagegen
Das Radar ist in Tschechien äußerst umstritten.
Laut der jüngsten Umfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts CVVM sind
zwei Drittel der Tschechen gegen die Stationierung der Anlage, während diese
nur von rund einem Viertel befürwortet wird. Im Abgeordnetenhaus hingegen,
wo entsprechende tschechisch-amerikanische Verträge ratifiziert werden
müssen, ist das Kräfteverhältnis zwischen den Gegnern und Befürwortern fast
ausgeglichen. Die Abstimmung wird nicht vor dem Herbst stattfinden.