Die Pakistanische Polizei verhört drei Männer. Die Regierung weist jegliche Mitschuld von sich.
Nach dem Anschlag auf die frühere pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen. Die Regierung wies am Wochenende jede Mitschuld an dem Blutbad zurück. Es sei die größtmögliche Sicherheit gewährleistet worden, sagte der stellvertretende Informationsminister Tariq Azim. Die Behörden erklärten, das Attentat trage die Handschrift des Terrornetzwerks Al Kaida.
In Extremisten-Hochburg aufgegriffen
Die drei Verdächtigen wurden
in der Provinz Punjab aufgegriffen, die als Hochburg islamischer Extremisten
gilt. Die Polizei teilte am Samstag mit, es gebe einen Zusammenhang mit dem
Fahrzeug, aus dem am späten Donnerstagabend vermutlich einer der Attentäter
eine Granate auf Bhuttos Konvoi geschleudert hatte. Sekunden später zündete
ein Selbstmordattentäter seine Bombe. Mindestens 136 Menschen kamen ums
Leben, etwa 250 weitere wurden verletzt.
Bhutto besucht Opfer
Bhutto besuchte am Sonntag einige der Opfer
im Krankenhaus. Sie habe ihnen Geld gegeben und versprochen, ihren Kampf für
die Bürgerrechte fortzusetzen, sagte ein Arzt.
Noch keine Bekenner
Bis Freitagmittag hat sich niemand zu jenen
Anschlägen bekannt, die den Triumphzug Benazir Bhuttos durch die
pakistanische Hafenstadt Karachi kurz nach Mitternacht zum Alptraum werden
ließen. Die am Donnerstag aus dem Exil heimgekehrte pakistanische
Ex-Ministerpräsidentin war dem Attentat knapp entgangen, mehr als 130
Menschen starben. Bhuttos Ehemann machte am Freitag Präsident Pervez
Musharraf verantwortlich: "Ich gebe der Regierung die Schuld an diesen
Anschlägen", sagte Asif Ali Zardari in Dubai dem Fernsehsender
Aryone World Television.
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Hinter dem Anschlag stünden nicht muslimische Extremisten, sondern pakistanische Geheimdienste, meinte Zardari. Auch Bhuttos Volkspartei PPP erhob schwere Vorwürfe gegen die pakistanischen Geheimdienste. Sie hätten versagt, sagte der hochrangige PPP-Funktionär Taj Haider dem Nachrichtensender Dawn. Er betonte, Bhutto werde sich durch Anschläge nicht vom "Kampf für die Sache der Armen" abhalten lassen. Pakistans Präsident Pervez Musharraf erklärte, der Anschlag sei eine "Verschwörung gegen die Demokratie".
Bhutto verdächtigt Anhänger von Zia
Bhutto selbst hat
Anhänger des früheren Militärmachthabers Mohammed Zia ul-Haq für den
Anschlag verantwortlich gemacht. "Ich weiß genau, wer mich umbringen
wollte", sagte die 54-Jährige in einem am Freitag im Internet
veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Paris-Match". Die
Anhänger Zias stünden noch heute hinter "Extremismus und
Fanatismus". Zia hatte Bhuttos Vater, Regierungschef Zulfikar Ali
Bhutto, 1977 gestürzt und ihn zwei Jahre später hängen lassen. Zia selbst
starb 1988 bei einem nie geklärten Flugzeugabsturz.
Hunderttausende Anhänger feierten Rückkehr Bhuttos
Der
Anschlag ereignete sich während einer Prozession, mit der Bhutto und
Hunderttausende Anhänger ihre Heimkehr aus dem Exil feierten. Bhutto selbst
kam bei dem Attentat nicht zu Schaden. Sie sei sofort nach den Explosionen
in ihre Residenz in Karachi gebracht worden, sagte Polizeichef Azhar
Farooqi. An Bhuttos Lastwagen waren lediglich Scheiben zu Bruch gegangen,
ein Fahrzeug der Polizeieskorte ging in Flammen auf.
"Kampf für Demokratie geht weiter"
Bhuttos
Volkspartei rief eine dreitägige Trauer aus. In dieser Zeit würden die
Parteiflaggen in ganz Pakistan auf Halbmast gesetzt und schwarze Flaggen als
Zeichen der Trauer gehisst, berichteten pakistanische Medien. Trotz des
Anschlags wolle Bhutto in Pakistan bleiben und ihre Partei in die
Parlamentswahlen führen, sagte ein Senator der Volkspartei. "Wir
werden unsere Pläne nicht ändern. Unser Kampf für Demokratie geht weiter",
sagte Safdar Abbasi. Bhutto werde die Partei auf die Parlamentswahlen im
Januar wie geplant vorbereiten. "Sie ist entschlossen."
Schwere Vorwürfe der PPP
Bhuttos Volkspartei PPP erhob
schwere Vorwürfe gegen die pakistanischen Geheimdienste; sie hätten versagt,
meinte der hochrangige PPP-Funktionär Taj Haider zum Nachrichtensender Dawn.
Der Chefermittler in dem Fall, Munawar Mughal, sage: "Wir konzentrieren
uns auf einige Beweise, die wir am Tatort gesammelt haben, und auf den Kopf
eines mutmaßlichen Selbstmordattentäters."
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In mehreren Distrikten Karachis kam es am Freitag zu Unruhen. Der öffentliche Nahverkehr wurde nahezu eingestellt, Schulen blieben geschlossen. Bhutto hält sich nach Angaben Taj Haiders in ihrer Familienresidenz in Karachi auf, um die sich zahlreiche ihrer Anhänger versammelt hätten. Der Parteifunktionär betonte, Bhutto werde sich durch Anschläge nicht vom "Kampf für die Sache der Armen" abhalten lassen.
Ban entsetzt
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich
entsetzt über die Anschläge und verurteilte sie zutiefst, wie sein Büro in
New York erklärte. Ban rief alle politischen Kräfte in Pakistan dazu auf,
die nationale Einheit zu bewahren und zu stärken. Gordon Johndroe, der
außenpolitische Sprecher von US-Präsident George W. Bush, betonte, es dürfte
Extremisten nicht gestattet werden, freie und demokratische Wahlen in
Pakistan zu verhindern. Das Volk müsse über seine Repräsentanten frei
entscheiden können. Ähnlich äußerten sich auch die EU-Staats- und
Regierungschefs auf ihrem Gipfel in Lissabon.
Nach acht Jahren Exil zurückgekehrt
Bhutto war am
Donnerstagmittag nach acht Jahren im Exil nach Pakistan zurückgekehrt. Die
ehemalige Ministerpräsidentin will bei den Wahlen im Jänner als
Spitzenkandidaten ihrer Pakistanischen Volkspartei (PPP) antreten. Der
Anfang des Monats vom Parlament wiedergewählte Präsident Pervez Musharraf
sieht sich einer wachsenden Opposition gegenüber. Zur Stärkung seiner
Position führte er mit Bhutto Gespräche über ein mögliches Bündnis. Im
Gegenzug erhielt Bhutto die Zusage, dass sie nach ihrer Rückkehr nicht mit
einer Strafverfolgung wegen Korruption zu rechnen habe. Die Politikerin
genießt nach zwei Regierungszeiten in weiten Teilen der pakistanischen
Bevölkerung hohes Ansehen.