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AUA-Chef über den drohenden Piloten-Streik

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AUA-Boss Ötsch über persönliche Motive von Piloten, seine Forderung nach längeren Arbeitszeiten und die Probleme bei der Langstrecke.

ÖSTERREICH: Herr Ötsch, rechnen Sie damit, dass das Austrian-Bordpersonal streiken wird?
Ötsch: Ich glaube nicht, dass es Kampfmaßnahmen geben wird. Es besteht auch absolut kein Grund dazu, da wir alle arbeitsrechtlichen und kollektivvertraglichen Grundlagen einhalten.

ÖSTERREICH: Für den Betriebsrat schon: Den Abbau von zwei Langstrecken-Jets und 350 Mitarbeitern . . .
Ötsch: Man kann nicht Betriebsmittel, Wachstum und Passagiere erstreiken. Und: Wie es jetzt aussieht, kommen wir ohne Kündigungen durch, auch wenn ich nichts ausschließen kann.

ÖSTERREICH: Sie vermieten die 83 betroffenen Piloten?
Ötsch: Wir haben einen Mehrbedarf durch Umschulungen, die Möglichkeit von Teilzeitregelungen, Abbau von Urlauben, und einen Teil können wir an Lufthansa und vielleicht eine indische Fluglinie verleasen.

ÖSTERREICH: Wenn es trotzdem Richtung Streik geht?
Ötsch: Dann werden wir mit aller Deutlichkeit die Konsequenzen für das Gesamtunternehmen aufzeigen.

ÖSTERREICH: Nämlich?
Ötsch: Eine Vorwärtsstrategie wäre dann schwer umsetzbar. Eines muss ich sagen: Wir haben weniger Wachstum, daher müssen Piloten länger warten, bis sie Kapitän werden. Es geht also auch um persönliche Motive.

ÖSTERREICH: Wenn die Piloten Zugeständnisse gemacht hätten, wäre die Reduktion des Flugbetriebs zu verhindern gewesen?
Ötsch: Die Australien-Flüge wären auch dann nicht zu retten gewesen. Es muss aber schon klar sein: Weitere Produktivitätsverbesserungen werden in Zukunft erforderlich sein, um insbesondere im Wettbewerb, auf der Langstrecke bestehen zu können.

ÖSTERREICH: Wie viel Prozent mehr Produktivität brauchen Sie denn?
Ötsch: Wir liegen im Schnitt bei 700 Stunden, die ein Austrian-Pilot pro Jahr fliegt. Laut KV könnte er bis zu 800 Stunden fliegen. EU-rechtlich wären sogar 900 Stunden möglich. An diesen Wert von 900 Stunden müssen wir uns angleichen, dort wo es flugbetrieblich möglich ist, damit der Durchschnittswert steigt.

ÖSTERREICH: Wieso können Sie Australien nicht mehr kostendeckend fliegen?
Ötsch: Weil wir pro Flug um 69.000 Euro höhere Kerosinkosten haben. Auf dieser Langstrecke beträgt der Spritanteil schon über 30 Prozent der Kosten. Deswegen geht sich das trotz 80 Prozent Auslastung nicht mehr aus.

ÖSTERREICH: Und wieso geht es sich bei der Konkurrenz aus?
Ötsch: Von Kontinentaleuropa fliegt keine Airline mehr nach Australien. Jetzt überlegt sogar British Airways aufzuhören.

ÖSTERREICH: Und dann kommt man nur noch über Dubai nach Australien?
Ötsch: Wo sich das Emerging Monster, wie es in der Branche heißt (die Emirates Airlines, Anm.) breit macht, greifen wir jedenfalls nicht hin. Das ist der einzige Bereich, wo wir die Expansion der Emirates spüren.

ÖSTERREICH: Die Austrian Group hat aber auf der Langstrecke insgesamt Probleme?
Ötsch: Es stimmt, dass sie auch ohne Australien noch negativ ist. Wir prüfen laufend. Einige Destinationen müssen besser werden.

ÖSTERREICH: Die Japan-Flüge zum Beispiel?
Ötsch: Zum Beispiel.

ÖSTERREICH: Und wie sieht es nach China aus?
Ötsch: Peking läuft gut, Shanghai derzeit weniger.

ÖSTERREICH: Muss sich die AUA nicht vielleicht eingestehen, dass sie für eine Netzwerk-Airline zu klein ist und sich Langstrecken für sie nie rechnen ?
Ötsch: Wir haben Pläne, die zeigen, dass sich die Langstrecke ausgeht. Wir investieren jetzt massiv in Qualität, werden eine deutlich größere Business Class haben und damit die Durchschnittserträge spürbar steigern. Seit Montag fliegen alle unsere Boeing 777 mit den neuen Schlaf-Fauteuils.

ÖSTERREICH: Das ist einer der Bereiche, wofür Sie die 350 bis 420 Millionen Euro verwenden, die Sie aus der Kapitalerhöhung im November erhoffen.
Ötsch: Ja, die Steigerung der Qualität ist eine wichtige Strategie. Einen anderen Teil investieren wir in die Flottenharmonisierung. Da steht bei der Mittelstrecke die Entscheidung zwischen ­Boeing 737 und Airbus A320 an. Und wir werden nur gute Ergebnisse erzielen, wenn die Hersteller sehen, dass wir überhaupt das Geld für eine Umflottung haben.

ÖSTERREICH: Auswirken wird sich das aber erst später?
Ötsch: Richtig, deswegen ist ein finanzieller Puffer so wichtig. Wir können keine Offensivstrategie fahren, wenn wir bei jeder Maßnahme schauen müssen, ob sie sich in fünf oder sechs Monaten rechnet.

ÖSTERREICH: Wie steht der Kartellstreit mit der OMV?
Ötsch: Die Fragebögen der Kartellbehörde sind verschickt. Ich rechne Ende Oktober mit dem ersten Gespräch zwischen OMV-Chef Ruttenstorfer und mir.

ÖSTERREICH: Der Ölpreis ist zuletzt stark gesunken. Wird die AUA ihre Treibstoff-Zuschläge zurücknehmen?
Ötsch: Die Höhe des Kerosinpreises rechtfertigt derzeit noch keine Rücknahme der Zuschläge.

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