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AWD nennt VKI-Sammelklage "Hexenjagd"

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Durch die Investition in Immo-Aktien verloren die Anleger insgesamt 65 Mio. Euro. Die AWD-Berater hatten laut VKI diese Papiere empfohlen.

Der Finanzberater AWD wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die geplanten Sammelklagen des Vereins für Konsumenteninformation wegen angeblich falscher Beratung beim Verkauf von Immofinanz- und Immoeast-Aktien. Die VKI-Aktion sei eine "Hexenjagd gegen ein renommiertes Unternehmen", komme einer Inquisition gleich, moniert AWD-Geschäftsführer Kurt Rauscher. Dadurch habe der AWD rund 200 Mitarbeiter verloren. Grundsätzliche Beratungsfehler sieht der Finanzdienstleister weiterhin nicht und pocht nach wie vor auf die Prüfung jedes einzelnen Falls.

Traut sich nicht mehr ins Gasthaus
Seit Monaten suggeriere der "mit Steuergeldern finanzierte Verein" VKI, dass AWD an der Finanzkrise allein Schuld sei. "Aber heute, meine Damen und Herren, ist Schluss damit", schlug Rauscher verbal auf den Tisch. Zu oft seien "top ausgebildete Mitarbeiter mit Schmutz beworfen" worden. Die 200 gegangenen Mitarbeiter seien großteils Finanzdienstleistungsassistenten gewesen. Es sei "traurig, dass sich staatlich geprüfte Vermögensberater, zum Teil Akademiker, heute nicht mal mehr in die Kirche oder ins Gasthaus trauen, weil sie angepöbelt werden", so Rauscher.

6.500 Beschwerden stimmen nicht
Der VKI wolle den Finanzdienstleister schädigen und unter Druck setzen. Der AWD sei ein "williges Opfer", und die Politik schaue zu. Unter den 6.500 Beschwerden die der VKI via Internet eingesammelt hat, seien auch "Zwölfjährige, die den Fragebogen aus Jux und Tollerei ausgefüllt haben" und Kunden, die Immofinanz-Aktien über Banken gekauft haben, argwöhnt Rauscher. Der VKI habe dem AWD erst 10 Fragebögen zugestellt, in 6 Fällen habe der Finanzberater seinen Kunden eine Zahlung angeboten - "zum Teil auch aus sozialen Gründen", so Rauscher.

Bietet "saubere Lösung"
Der AWD fordere den VKI auf, alle eingesammelten Fälle zur Prüfung jeder einzelnen Causa zu übergeben. Wie lange eine Prüfung aller Fälle wirklich dauern würde, konnte der AWD-Geschäftsführer nicht. Kunden, die sie sich schlecht beraten fühlen, biete AWD ein "Gespräch" bzw. eine "saubere Lösung" an - wie diese aussieht, konkretisierte er nicht.

"Grundsätzlich" keine Fehler
AWD habe über einen Zeitraum von 12 Jahren an rund 79.000 Personen Immofinanz-/Immoeast-Aktien verkauft. Beratungsfehler schließt Rauscher "grundsätzlich" aus, in Einzelfällen könnten Fehler passiert sein. Druck auf Mitarbeiter, etwa über Provisionen oder Vorab-Zahlungen, habe AWD "niemals" ausgeübt. Die Berater bekämen ihre Provisionen "in der Regel im Nachhinein".

Viele Argumente dagegen
Auch den Vorwurf, AWD-Mitarbeiter hätten die Finanzprodukte nur an Bekannte verkauft, wies Rauscher zurück. Es sei "nicht so, dass der Großteil der Kunden aus diesem Bereich ist". Mitarbeitern mit Geldschwierigkeiten wolle der AWD im Einzelfall unter die Arme greifen. Wenn sich Kunden gegen das vom AWD-Mitarbeiter vorgeschlagene Beratungskonzept oder nur für einen Teil von diesem entschieden haben, sei das dokumentiert. Es gebe sogar Fälle, wo Kunden entgegen der AWD-Empfehlung mehr Immobilienpapiere in ihrem Portfolio haben wollten. Dass AWD-Berater ihren Kunden wegen Behalteprovisionen vom Verkauf von Immofinanz-Aktien abgeraten haben sollen, obwohl die Kurse schon nach unten rasselten, dementierte Rauscher ebenfalls. Eine Qualifikationsänderung der Assistenten, sollte sie gesetzlich kommen, würde AWD unterstützen.

Insolvenz droht nicht
Kunden habe der AWD aufgrund der VKI-Aktion "sehr wenige" verloren, so Rauscher. "Das spielt sich im Promille-Bereich ab." Dass AWD bei Klagserfolg des VKI in die Insolvenz schlittern könnte, wies Rauscher entschieden zurück, wenngleich die deutsche Konzernmutter "not amused" über die VKI-Aktion sei. Mit dem österreichischen Prozesskostenfinanzierer Advofin gebe es noch keine Gespräche, rechtliche Schritte gegen Immofinanz würden geprüft.

6.500 Beschwerdeführer
Beim Verein für Konsumenteninformation haben sich mittlerweile 6.500 Beschwerdeführer gemeldet, die sich der Sammelklage gegen den Finanzdienstleister anschließen wollen. Damit hat der VKI tatsächlich die größte Sammelklage der Zweiten Republik im Auftrag des Sozialministeriums abzuwickeln. Den Betroffenen war von AWD-Beratern zu Immofinanz- und Immoeast-Aktien geraten worden, die allerdings massiv abstürzten. Insgesamt verloren die Anleger dadurch hochgerechnet gut 65 Millionen Euro.

Falsch beraten
Den AWD-Beratern wird vorgeworfen, die Immobilien-Papiere als sicher und risikofrei angepriesen zu haben. Bankprodukte wie Sparbücher oder Bausparverträge wurden laut VKI schlechtgeredet, die Immo-Aktien als Alternative ("So sicher wie ein Sparbuch") angeboten. Auf eine Streuung des Vermögens wurde in vielen Fällen ebenfalls nicht geachtet.

Sämtliche Informationen zur Sammelklagen-Aktion sind auch auf www.verbraucherrecht.at zu finden.

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