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Börse will strenge Prüfung von Meinl

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Die Finanz-Behörden ermitteln gegen MEL wegen Verdachts auf "Marktmanipulation und Insiderhandel". Bei Bestätigung könnten Anleger-Klagen folgen

Die Wiener Börse hat am Montag die Finanzmarktaufsicht aufgefordert, bei ihrer laufenden Untersuchung zu Meinl European Land (MEL) die bestehenden gesetzlichen Regelungen streng auszulegen. "Wir müssen auf den exzellenten Ruf des österreichischen Kapitalmarktes achten", erklärte Börsevorstand Heinrich Schaller.

MEL habe bei seiner Aufnahme in das Segment Ende Juli 2007 alle Kriterien dafür erfüllt. Ob das Unternehmen auch in Zukunft im Premium-Segment der Wiener Börse bleibe, hänge aber von den Ergebnissen der Überprüfung durch die Finanzmarktaufsicht ab, so Schaller.

Verdachts auf Marktmanipulation
Die Aufsichtsbehörden ermitteln derzeit wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und in Folge auch auf Insiderhandel. Es geht darum, ob durch den erst nachträglich öffentlich bekanntgegebenen Aktienrückkauf Anleger in die Irre geführt wurden und ob jemand davon profitiert hat.

MEL-Krise Ende August
Die Krise rund um den auf osteuropäische Einkaufszentren spezialisierten Developer war Ende August ausgebrochen, nachdem bekanntgeworden war, dass MEL massive Aktienrückkäufe getätigt hatte, die weit über das in Österreich erlaubte Niveau hinausgehen - letztlich beinahe 30 Prozent. MEL notiert zwar an der Wiener Börse, unterliegt jedoch dem großzügigen Aktienrecht seines Firmensitzes, der englischen Kanalinsel Jersey. In Folge stürzte der Kurs um ein Viertel ab, nachdem die Aktie bereits im Juli und August hatte Federn lassen müssen. Die Rückkäufe erfolgten zu einem Kurs deutlich oberhalb der letzten Kapitalerhöhung.

Personalrochaden und Abstufungen
Es folgten Personalrochaden, Abstufungen durch Analysten und immer neue Details über rechtliche Konstruktionen, die in Jersey, nicht aber in Österreich erlaubt sind. So wird die Gesellschaft faktisch durch 150 Millionen mit Stimmrecht versehenen Aktien kontrolliert, für die nur je ein Cent eingezahlt wurde. Obwohl die Meinl Bank nach eigener Auskunft kaum mehr Anteile an MEL hält, war sie an deren Kapitalmaßnahmen federführend beteiligt und hat dafür Gebühren kassiert. Dies und die Gagen des in eine eigene Gesellschaft ausgelagerten Managements dominierten die Medienberichte der vergangenen Wochen.

Kommt Zivilklage?
Sollte sich der Verdacht auf Manipulation erhärten, stehen auch schon eine Reihe von Aktionären Gewehr bei Fuß. In Finanzkreisen bestätigte man Medienberichte, wonach Investoren mit einigen hunderttausend MEL-Zertifikaten eine Zivilklage erwägen würden, wenn die FMA feststellen sollte, dass das Unternehmen tatsächlich nicht korrekt informiert habe.

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