Geld

Ex-Konsumchef bekennt sich schuldig

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Hermann Gerharter gibt die Beihilfe zur Untreue zu. Er hatte von der BAWAG 2003 einen Kredit bekommen - Laut Staatsanwalt schenkte ihm Elsner das Geld.

Am 41. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess hat sich der frühere Konsum-Generaldirektor Hermann Gerharter "schuldig" im Sinne der Anklage bekannt. Gerharter wird der Beihilfe zur Untreue durch Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner beschuldigt. Der Schaden für die BAWAG beläuft sich laut Staatsanwalt Georg Krakow auf 707.000 Euro.

Hunderttausende in Plastiktasche
Gerharter brauchte zur Bezahlung der Kosten nach dem Konsum-Prozess einen Kredit von der BAWAG. Elsner habe ihm gesagt, "die BAWAG wird dir die Sache abnehmen". Im Frühjahr 2003 habe dann der Bank-General dem Ex-Konsum-General rund 550.000 Euro in bar in einer Plastiktasche in die Hand gedrückt.

Er selbst wollte nach eigener Aussage den Kredit zurückzahlen. Später habe er aber einen Brief von der Bank bekommen, dass sein Konto abgerechnet und geschlossen worden sei. Ob die BAWAG damit auf ihr Geld verzichtet hatte, war ihm nicht klar. Es sei ihm auch nicht sauber vorgekommen, eine Aufklärung habe er aber unterlassen, "weil ich blöd war".

Laut Staatsanwalt wurde der Kredit als uneinbringlich verbucht und sein Konto in der Höhe von 130.000 Euro ausgeglichen. Das habe er aber nie verlangt oder erwartet, sagte Gerharter aus.

Elsners "rechte Hand", der Ex-BAWAG-Sprecher und spätere Vorstand Peter Nakowitz, hat laut Staatsanwalt insofern dazu beigetragen, als er einen unrichtigen Aktenvermerk produziert haben soll, wonach die Bank mit dem Forderungsverzicht gegen Gerharter einverstanden war.

Elsner bestreitet Vorwürfe
Der Ex-Banker stellte in seiner Einvernahme entschieden in Abrede, Gerharter in seinem Büro 550.000 Euro geschenkt zu haben: "Das ist ja lächerlich! Dann hätte ich Senilität im Endstadium!" Gerharter belaste ihn zu Unrecht, "offenbar um seine Position zu erleichtern", so Elsner.

Dazu hätte sich Gerharter außerdem im Sekretariat anmelden müssen: "Da kann er ja nicht plötzlich vor der Tür stehen und sagen 'Ich hätt' gern a Geld!'. So geht's ja nicht!" Fazit Elsners: "Da stimmt ja alles hinten und vorn nicht!"

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Was das Ausgleichen des Kontos anlangt, räumte Elsner ein, das "empfohlen" zu haben. Er habe "die Abschreibung befürwortet". Grund: Gerharter habe erzählt, "er sei in Scheidung, hat kein Vermögen, kann nicht mehr, und dieses Elend wollte ich nicht vergrößern."

Auf dem Forderungsverzicht, der tatsächlich genehmigt wurde, steht offenbar ein "Ja, Elsner".

Gerharter war nicht pleite
Der Ex-Konsum-Boss hatte - als die BAWAG auf ihre Forderungen an ihn verzichtete - bei derselben Bank Privatvermögen von über 900.000 Euro in Sparbüchern und Wertpapieren veranlagt. Elsner betonte, das nicht gewusst zu haben. Er sei davon ausgegangen, dass Gerharter "nichts hatte".

Nakowitz dementiert ebenfalls
Auch der Mitangeklagte Ex-BAWAG-Vorstand - wegen Beihilfe zur Untreue durch Elsner angeklagt - bestritt die Aussagen Gerharters. Er sei weder bei der ominösen Geldübergabe in Elsners Büro dabei gewesen, noch habe er den Forderungsverzicht zu verantworten.

Ein BAWAG-Angestellter widerlegte das allerdings, indem er angab, von Nakowitz zur Abwicklung des Forderungsverzichts aufgefordert worden zu sein.

Schulden nach Konsum-Verfahren
Gerharter war im Konsum-Verfahren im Jahr 2000 von einem Gericht unter Vorsitz der nunmehrigen BAWAG-Richterin Claudia Bandion-Ortner wegen fahrlässiger Krida zu einer bedingten Haftstrafe von zehn Monaten und einer Geldstrafe von 180.000 Schilling (13.081 Euro) verurteilt worden - sowie später wegen betrügerischer Krida zu 15 Monaten bedingt. Die Prozesskosten musste er solidarisch mit zwei weiteren Ex-Konsum-Vorständen übernehmen.

Gerharter hat den inkriminierten Gesamtschaden - inklusive angefallener Zinsen 707.000 Euro - zu Beginn des Jahres 2007 der BAWAG zurückbezahlt.

Der 68-Jährige bezieht eine ASVG-Pension von monatlich 1.680 Euro netto und ist 6/7-Eigentümer eines Hauses, das er mit seiner Ehefrau bewohnt.

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