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Fast 60 Prozent gegen Sonntags-Öffnung

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Die oe24.at- Abstimmung zur umstrittenen Sonntags-Öffnung ergab ein eindeutiges Ergebnis: 57,6 Prozent sprachen sich gegen das Aufsperrren der Geschäfte am Sonntag aus.

Die oe24.at-Abstimmung bestätigt damit die ÖSTERREICH-Umfrage: Eine klare Mehrheit der oe24.at-Leser spricht sich gegen die Ladenöffnung an Sonntagen aus. Lediglich 35,7 Prozent wollten eine Ausdehnung der Geschäftszeiten und nur 6,7 Prozent konnten sich mit einer Öffnung zur Advent-Zeit anfreunden.

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Stand: 6. Dezember 2006
© oe24

Dennoch: Die Debatte um die Sonnatgs-Öffnung geht weiter. Auch an den nächsten Advent-Sonntagen werden Ladenbesitzer aufsperren und Strafen in Kauf nehmen.

1. Advent-Sonnatg - "Rebellen" sperren auf
Die aufsehenerregende Aktion der beiden Wiener "Sonntagsrebellen“ Ernst Fischer und Thomas Singer schlug hohe Wellen. Die beiden Boutiquenbesitzer hatten trotz Verbot ihre vier Läden am ersten Adventsonntag offen gehalten. Auch am zweiten Adventsonntag wollen Fischer und Singer ihre Shops öffnen. Und immer mehr Händler wollen sich der Initiative jetzt anschließen und ebenfalls aufsperren.

Zum Beispiel Linda Lojek
Die Betreiberin der Schmuck- und Souvenirläden "Kult und Trend“ wird ihr Geschäft in der Teinfaltstraße 3 am kommenden Sonntag ab 11 Uhr öffnen. "Wir hatten schon am ersten Adventsonntag kurz offen, jetzt nutzen wir den ganzen Tag.“ Lojek steht mit ihrer Tochter und ihrem Mann im Laden. "Von Angestellten können und dürfen wir das freilich nicht verlangen.“ Die Geschäftsfrau will damit nicht nur verdienen, sondern auch ein karitatives Zeichen setzen: Zwanzig Prozent des Sonntags-Umsatzes wird Lojek der Stiftung "Kindertraum“ spenden.

Offen trotz Strafe
Nicht nur im Stadtzentrum formieren sich die Sonntagsöffner. Auch am Wiener Spittelberg wächst der Unmut der Ladenbesitzer. "Die Standln am Weihnachtsmarkt dürfen offen halten, und wir müssen unsere Geschäfte schließen“, sagt Markus Reicheneder, Vorstand des Einkaufsstraßenvereins Spittelberg. Trotz drohender Strafen werden einige Shop-Betreiber am Spittelberg am Sonntag die Rollläden hochziehen. Elfi Hakcobani, Inhaberin eines Geschenkartikelshops: "Ich kann es mir nicht leisten, an den Adventsonntagen geschlossen zu halten. Schon letztes Jahr hatte ich vor Weihnachten sonntags geöffnet. Das waren trotz Geldbußen meine stärksten Umsatztage.“

Auch in den Bundesländern machen Händler gegen die Ladenschlussregelungen mobil. So werden laut Ö3 in der Salzburger Altstadt am kommenden zweiten Adventssonntag ebenfalls mehrere Läden aufsperren.

Auch Kaufhäuser dafür
Schützenhilfe bekommen die kleinen Geschäfte von den großen Einkaufszentren und Kaufhäusern. "Wenn es erlaubt wäre, würde ich am Sonntag sofort aufsperren“, macht sich Johann Koini, Geschäftsführer des Kaufhauses Steffl in der Wiener Kärntnerstraße, für eine Liberalisierung stark. "Eine Umfrage unter unseren Mietern hat ergeben, dass rund 80 Prozent für einen offenen Sonntag sind“, so Koini. Der Steffl-Boss befindet sich in bester Gesellschaft: SCS-Boss Maurizio Totta, Ikea-Chefin Helen Duphorn, Interio-Lady Janet Kath, MediaMarkt/Saturn-Chef Gerhard Sandler oder Richard Lugner - sie alle können sich offene Sonntage vorstellen. Dass das Geschäft am siebenten Tag der Woche gut geht, beweisen Shops mit Sondergenehmigungen (siehe unten).

Die Sonntagsöffnung wird jetzt auch zum Politikum. Nationalratsabgeordneter Alexander Zach (LiF/SPÖ) rechnet damit, bereits am Mittwoch die 500 Unterschriften beisammen zu haben, um das Thema ins Parlament zu bringen.

Hintergrund-Wissen:
Shops mit Sondergenehmigung profitieren schon lange von der Sieben-Tage-Woche: Geschäfte, die sich an Bahnhöfen oder Flughäfen befinden, dürfen sonntags ohnehin aufsperren - und erleben regelmäßig einen gewaltigen Kundenansturm am Sonntag. Die beiden Billa-Filialen am Wiener Praterstern und Franz-Josefs-Bahnhof beispielsweise oder der Bipa am Westbahnhof sind sonntags gesteckt voll und machen riesige Umsätze.

Auch Wein&Co-Boss Heinz Kammerer darf in seinen drei Gastronomie-Betrieben auch einen Shop offen halten, wann er will. Das bedeutet: Wein&Co-Kunden können täglich bis Mitternacht und auch am Sonntag Wein und Spezialitäten einkaufen. Kammerer: "Das ist ein rechtlicher Sonderfall - jeder Wirt könnte eigentlich ein Geschäft beim Lokal eröffnen.“

Josef Pretzl, Chef der Buchhandelskette Thalia, sperrt die Thalia-Filiale Bahnhof Wien-Mitte ebenfalls auf. "Das Geschäft läuft am Sonntag hervorragend. Viele Kunden haben genau dann Zeit, Bücher einzukaufen.“

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