Geld

IWF-Chef erwartet Verschärfung der Krise

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Staaten stabilisieren ihre Banken nicht schnell genug.

Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, warnt vor weiteren, bisher unbekannten Verlusten im Finanzsektor. Ein Teil der Risiken sei noch immer nicht aufgedeckt, sagte Strauss-Kahn gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Das schaffe erhebliche Verunsicherung. Fest steht nach seinen Worten bisher nur, "es wird eine große Summe werden". Nach seiner Einschätzung kommen die Industriestaaten vor allem bei der Stabilisierung ihrer Banken nicht schnell genug voran. Die ganzen Konjunkturprogramme würden jedoch nicht wirken, wenn die Bankbilanzen nicht gesäubert seien.

"Zusätzliche Mittel nötig"
Sollte die Krise weitere sechs Monate anhalten, sei auch der IWF auf zusätzliche Mittel angewiesen, sagte Strauss-Kahn. "Der Konsens ist, dass wir unsere Fonds von 250 Milliarden auf mindestens 500 Milliarden Dollar verdoppeln." 100 Milliarden Dollar habe Japan bereits zugesagt, es fehlten aber noch mindestens 150 Milliarden Dollar.

Osteuropa als Krisenherd
Sorge bereitet dem IWF-Chef, dass die Finanzkrise nun auch die Schwellenländer massiv trifft, was in den vergangenen Monaten nicht der Fall gewesen sei. Die Situation hat sich nach seinen Angaben verschärft. Der Welthandel gehe zurück und damit gerieten auch die Kapitalströme in die ärmeren Ländern ins Stocken. Auch Osteuropa sei davon betroffen. "Wenn wir hierfür keine Lösung finden, wird es schlimme Rückwirkungen auf die Industrieländer geben", sagte er und warnte vor allem Deutschland und Frankreich davor, Kapital aus Osteuropa abzuziehen.

Strauss-Kahn kritisierte außerdem die schlechte Koordination der Finanzkrise innerhalb der EU. "Alle versuchen noch nationale Lösungen zu finden. Es gibt aber keine nationale Lösungen für eine globale Krise."

Rückgang des Welthandels
Die Organisation mit einem Rückgang des Welthandels in diesem Jahr um fünf Prozent oder mehr. Selbst diese Zahl, die schon deutlich höher ist als in der IWF-Prognose von vor eineinhalb Monaten, dürfte sich als zu konservativ herausstellen, sagte ein IWF-Handelsexperte. Ende Jänner hatte der IWF noch mit einem Rückgang des Welthandels um 2,8 Prozent gerechnet.

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