Fressen die Lebenserhaltungskosten unser Einkommen auf? Manche meinen: "So kann das nicht weitergehen"
Es reicht nicht nur, dass der kalte Herbst in Österreich zu längeren Heizperioden führte, jetzt kommt es zu anderen empfindlichen Preissteigerungen. Diesel-Treibstoff ist bereits jetzt teurer als Normalbenzin. Ab 2008 wird Bier um bis zu 10 Prozent teurer.
ARBÖ: Wettbewerbsbehörde soll Dieselpreis kontrollieren
Die
Zapfsäulenpreise in Österreich müssen endlich von der Wettbewerbsbehörde
untersucht werden, fordert der ARBÖ. Und auch dem ÖAMTC "reicht es".
Auslöser ist die Preisrally beim Diesel, der mittlerweile an manchen
Tankstellen - und hier insbesondere bei den Diskontern - mehr kostet als
Normalbenzin. Nach ÖAMTC-Recherchen gibt es sogar schon rund 20 Tankstellen,
die Diesel teurer als Superbenzin anbieten.
Nicht gerechtfertigt?
Laut ARBÖ sind die Preissteigerungen nicht
gerechtfertigt, da die Ölpreise seit Tagen fallen. In Wien hingegen habe
Diesel mit 1,119 Euro pro Liter (Durchschnitt) einen neuen Höchststand
erreicht. Insgesamt sei der Unterschied zwischen Diesel und Normalbenzin
schon auf 1,5 Cent geschrumpft. Der Abstand zu Eurosuper (95) mache nur mehr
2,9 Cent aus. So kostete Diesel im Schnitt 1,199 Euro, Normalbenzin 1,214
Euro und Eurosuper 1,228 Euro. Rund 10 Prozent des gesamten
Mineralölabsatzes entfallen auf Normalbenzin.
"So kann das nicht weitergehen"
ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin
Elisabeth Brugger-Brandau erinnerte heute die OMV an ihren Slogan
"Österreicher mit Verantwortung" und ergänzte: "So kann das nicht
weitergehen." Die Konsumenten könnten einfach nicht mehr nachvollziehen,
wieso verschiedene Kraftstoffsorten, die doch aus dem selben Grundstoff
erzeugt werden, nämlich Rohöl, so eine unterschiedliche Preisentwicklung
zeigen.
Wettbewerbsbehörde soll untersuchen
"Das ist nicht fair. Es
wird höchste Zeit, dass auch die österreichische Wettbewerbsbehörde das
Zustandekommen der Spritpreise untersucht und den entsprechenden Vorschlag
der EU-Wettbewerbsbehörde endlich aufgreift", stellte ARBÖ-Pressesprecherin
Lydia Ninz klar.
Anders sieht das naturgemäß die Mineralölbranche. Sie verweist auf die Erhöhung der Mineralölsteuer um 3 Cent bei Benzin und 5 Cent bei Diesel zur Jahresmitte. Dies trage zu einer Annäherung von Diesel-und Benzinpreis bei. Außerdem gebe es an Österreichs Tankstellen Preisunterschiede von mehreren Cent und dazu noch einen flexiblen Markt, was den starken Wettbewerb in der Branche belege.
Heizöl als Preistreiber
Der internationalen Energie-Berater
PVM verweist wiederum auf die Bedeutung des Heizöls bei der Preisgestaltung.
Denn seit kurzem müsse Heizöl weniger Schwefel enthalten, und um diese
Qualität zu erhalten werde in einem höheren Maß hochwertiger Diesel
zugesetzt. Außerdem gebe es am internationalen Markt beim Benzin ein
Überangebot, hingegen bei Diesel eine Unterversorgung. Man dürfe aber nicht
außer Acht lassen, dass Diesel einen höheren Energiegehalt hat. Sprich ein
Auto mit einem Liter Diesel weiter fährt als mit einem Liter Benzin.
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Ernteeinbußen bei Braugerste, starke Verteuerungen von Hopfenimporten sowie Preiserhöhungen bei Verpackungsmaterialien und steigende Energiekosten - die österreichischen Brauereien sehen sich einer Vielzahl von Verteuerungen bei der Bier-Produktion konfrontiert. Als Folge davon seien die Brauereien gezwungen, für 2008 eine Anpassung der Bierpreise ins Auge zu fassen. Das Ausmaß der Erhöhungen werde in den einzelnen Unternehmen derzeit geprüft, teilte der Fachverband der Lebensmittelindustrie am Donnerstag mit.
Nachbarländer heben Bierpreise an
In den Nachbarländern
Österreichs wurden bereits Preisanpassungen bei Bier um bis zu 10 Prozent
angekündigt. "Österreich ist von den übrigen EU-Märkten nicht abgekoppelt.
Die Verteuerungen in den Nachbarländern gelten daher als
Orientierungsgröße", gab man sich im Fachverband über das Ausmaß der
Preissteigerungen bedeckt.
Hohe Produktionskosten bei Bier
"Die heimischen Brauereien sehen
sich seit zwei Jahren in beinahe allen Bereichen mit einer empfindlichen
Steigerung der Produktionskosten konfrontiert" erklärte Michael Blass,
Geschäftsführer des Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Nach weltweit zwei schlechten Gerstenernten 2006 und 2007, einem Rückgang
der Anbauflächen für Braugerste und gleichzeitig steigendem
Weltgetreideverbrauch ist Getreide generell knapp geworden. Der Preis für
Braugerste hat sich den Angaben zufolge damit in zwei Jahren mehr als
verdoppelt.
Verpackung wird teurer
Als zusätzlicher Kostenfaktor stehen auch
bei den Verpackungsmaterialien für 2008 Preiserhöhungen ins Haus. Das
betrifft vor allem den Rohstoff für die Bierdose - der 2008 wieder um bis zu
10 Prozent steigen wird. Aber auch Flaschen, Fässer und Karton werden um bis
zu 10 Prozent teurer.