Die Diskussion über hohe Vorstandsbezüge ist in Österreich voll entbrannt. Politik und Gewerkschaft fordern Maßnahmen und Gagenlimits.
Seit dieser Woche sorgt der brandneue Rechnungshofbericht zu den Gehältern in staatsnahen Betrieben landesweit für Aufregung. Schwarz auf weiß ist hier zu lesen, dass etliche Unternehmensvorstände von Austrian Airlines über die ÖBB bis zur Post AG Spitzengagen kassieren, die weit über dem Einkommen des Bundeskanzlers (knapp 280.000 Euro/Jahr) liegen.
Einkommensschere
Über 300 Seiten stark ist der
Rechnungshofbericht, der die Gehälter in 316 Betrieben mit Bundesbeteiligung
auflistet. ÖSTERREICH präsentiert erstmals eine große Liste der Vorstands-
und Mitarbeiter-Bezüge der wichtigsten Firmen. Klar wird: Die
Einkommensschere zwischen den Managern und ihren Mitarbeitern wird immer
größer. Und während sich die Vorstände von 2005 auf 2006 satte Erhöhungen
von oft mehr als zehn Prozent gönnten, stiegen die Gehälter der
Beschäftigten laut Arbeiterkammer (AK) nur um 3,2 Prozent.
Post-Gewerkschaftssprecher Martin Palensky ist empört: "Wir mussten 17
Stunden kämpfen, um für unsere Mitarbeiter drei Prozent zu erringen – und
die Vorstände genehmigen sich einfach ein Plus von 9,8 Prozent."
Neue Regeln für Gagen
Günther Kräuter, Rechnungshofsprecher
der SPÖ, sieht viel Handlungsbedarf. "Was die Vorstände an Prämien kassieren
und mit welcher Begründung, gehört aufgeschlüsselt." Er kritisiert vor allem
das großzügige Prämiensystem bei den ÖBB. "Wie kann es sein, dass ein
Unternehmen mit kritischer Gesamtperformance so hohe Prämien auszahlt? Der
Aufsichtsrat sollte das offenlegen."
Die AK legte jetzt ein Forderungspaket für mehr Gagen-Transparenz vor:
- Die Bezüge sollen für jedes Vorstandsmitglied einzeln ausgewiesen werden.
- Mit einem Kriterienkatalog soll die "Angemessenheit" der Managerbezüge bewertet werden, außerdem ist an Gehaltsobergrenzen gedacht.
- Bei börsennotierten Firmen sollen die Aktionäre bei der Festlegung der Vorstandsbezüge mitreden.
- Die steuerliche Begünstigung von Aktienoptionen für Manager soll fallen.
Auch auf Landesebene
Analog zu den staatsnahen Betrieben sollten
die Bezüge auch bei den Landesgesellschaften offengelegt werden, fordert
Werner Kogler, Rechnungshofsprecher der Grünen. "Es gibt genug Vorstände,
die über dem Kanzlergehalt liegen." Kogler wird das im Jänner auf den Weg
bringen. "die Leute sollen wissen, was verdient wird. Das ist der
Mindeststandard."