Geld

Siemens muss BenQ-Mitarbeitern helfen

Teilen

Nach der BenQ-Insolvenz mehren sich kritische Stimmen - auch Bundeskanzlerin Merkel hat sich zu Wort gemeldet. Die Zukunft der Österreich-Tochter ist aber immer noch offen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Siemens in die Pflicht für die 3.000 BenQ-Mitarbeiter genommen, deren Arbeitsplätze nach der Insolvenz des Handy-Herstellers bedroht sind.

Besondere Verantwortung
In ihrer Rede zum Tag der deutschen Einheit in Kiel am Dienstag sagte Merkel: "Hier steht ein Traditionsunternehmen wie Siemens - das steht pars pro toto - in einer besonderen Verantwortung für seine früheren Mitarbeiter. Diese Verantwortung muss wahrgenommen werden." Wenn das nicht geschehe, leide das Vertrauen der Bevölkerung in die soziale Marktwirtschaft.

Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld hatte den BenQ-mobile-Beschäftigten bereits zugesichert, dass ihre Bewerbungen bei Siemens wie die interner Mitarbeiter behandelt würden. Derzeit gebe es 2.000 offene Stellen bei Siemens in Deutschland.

Vorwürfe gegen Mutterkonzern
Kleinfeld bekräftigte seine schweren Vorwürfe gegen den taiwanesischen Mutterkonzern. Bei der Übernahme des Handygeschäftes von Siemens habe BenQ glaubhaft versichert, dass die Standorte in Deutschland nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut werden sollen, sagte Kleinfeld am Montag.

Arbeitsplatzgarantien bei Übernahme
Im bei der Übernahme unterzeichneten Vertrag seien auch Arbeitsplatzgarantien vorgesehen. Siemens lasse nun von einer Reihe von Anwälten überprüfen, ob BenQ gegen diese Bestimmungen verstoßen habe, sagte Kleinfeld. Bei BenQ mobile sind 3.000 Arbeitsplätze bedroht.

Stoiber kritisiert BenQ
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kritisierte indes den taiwanesischen Elektronikkonzern BenQ scharf. Es sehe alles danach aus, als habe BenQ seine Verpflichtungen gegenüber den deutschen Werken und Mitarbeitern verletzt, sagte Stoiber am Montag. Stoiber plädierte nach einem Treffen mit Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld dafür, noch ausstehende Zahlungen von Siemens an BenQ in dreistelliger Millionenhöhe sollten den deutschen Mitarbeitern zugute kommen.

Zukunft der Österreich-Tochter ist offen
Die österreichische BenQ Mobile CEE GmbH beschäftigt rund 50 Mitarbeiter in Wien und weitere rund 30 Mitarbeiter in Südosteuropa. Während die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) den Beschäftigten von BenQ Österreich bereits ihre Unterstützung anbietet, ist die Zukunft der Österreich-Tochter des taiwanesischen Handy- und Elektrokonzerns weiter unklar. "Eine endgültige Entscheidung, ob und welche Änderungen auf den österreichischen Standort zukommen, steht derzeit noch aus und wird voraussichtlich erst in einigen Wochen getroffen werden", sagte der Geschäftsführer von BenQ Österreich, Josef Forer (siehe Link Zukunft der Österreich-Tochter noch offen)

Tiefe Einschnitte zur Sanierung
Zuvor wurden "tiefe Einschnitte" angekündigt. Die deutsche BenQ habe nur 90 Tage Zeit, um profitabel zu werden. Die Produktion des insolventen deutschen Handyherstellers BenQ mobile soll zumindest bis zum Jahresende aufrechterhalten werden. Ob die Rettung des Unternehmens mit 3.000 Mitarbeitern in Nordrhein-Westfalen und München möglich ist, ist völlig offen.

Bewusste Insolvenz?
Neue Hinweise stützen den Verdacht, dass die Pleite der früheren Siemens-Handysparte durch ihren neuen Eigentümer BenQ bewusst vorbereitet wurde. Unterhändler aus Taiwan hätten Siemens Verhandlungskreisen zufolge vor rund zwei Wochen aufgefordert, noch ausstehende Zahlungen von mindestens 50 Millionen Euro an BenQ-Mobile in Deutschland vorzuziehen und an die Konzernzentrale in Taiwan umzuleiten. Als Grund hätten die Unterhändler die akute Finanzschwäche des gesamten Konzerns angegeben. Siemens habe einem Vorziehen der Zahlung zwar zugestimmt, die Umleitung des Geldes nach Taiwan aber abgelehnt. Daraufhin habe BenQ kein Interesse mehr an der Zahlung gehabt.

Siemens-Vorstand verzichtet auf Gehaltserhöhung
Nach massiver öffentlicher Kritik verzichtet der Siemens-Vorstand nach den Worten von Konzernchef Klaus Kleinfeld auf eine 30-prozentige Gehaltserhöhung. Kleinfeld sagte in einem Interview der ""Bild"-Zeitung, nach der Pleite des Handyherstellers BenQ gebe es eine neue Situation und man wolle den Menschen ein Zeichen der Solidarität geben. Kleinfeld kündigte gleichzeitig an, dass Siemens mit einem 30-Millionen-Euro-Fonds Härten bei Entlassungen in der ehemaligen Handysparte des Münchner Technologiekonzerns abmildern wolle. Durch den Verzicht auf eine Gehalterhöhung wird der Fonds auf 35 Millionen Euro aufgestockt werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.