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So plante Magna den Opel-Kauf

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Ein Team von rund 40 Leuten arbeitete unter Federführung von Stronach und der Topmanager Wolf und Demel Tag und Nacht am Opel-Deal.

Mit Opel hat Frank Stronach den Coup seines Lebens gelandet. In gerade mal zwei Monaten hat er die Operation „Beam“ (so Magnas Codename für das Projekt Opel) geplant und durchgezogen – mit einem Team, das rund um die Uhr im Einsatz war:

Neigungsgruppe Opel
Ende März wittert Stronach die Opel-Chance, und sofort wird bei Magna die sogenannte „Neigungsgruppe Opel“ gebildet, ein Team aus rund 40 Leuten, die mehr oder weniger Tag und Nacht am Konzept der Übernahme arbeiten. Oft sitzen die Top-Leute bis vier Uhr früh beisammen in der Magna-Europazentrale in Oberwaltersdorf (NÖ), und um 8 Uhr geht’s schon wieder weiter.

Sigi Wolfs Marathon
Magna-Chef Siegfried Wolf ist permanent auf Achse – trifft in Deutschland Politiker, Opel-Manager und -Betriebsräte, besucht auch in Belgien und England GM-Werke. Von Anfang an ist die Opel-Belegschaft auf Seiten Magnas.

Fiat-Kenner Demel
Magna-Topmanager Herbert Demel ist als früherer Fiat-Chef derjenige, der alles über den Mitbewerber um Opel weiß ...

Magna-Boss Siegfried Wolf über die Opel-Verhandlungen und den weiteren Zeitplan.

ÖSTERREICH: Herr Wolf, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Opel-Erfolg. Ihr erster Kommentar?
Siegfried Wolf: Wir sind sehr froh, dass eine Einigung erzielt werden konnte – denn das Unternehmen in die Insolvenz zu jagen, hätte einen Schaden für die Mitarbeiter und die Kunden bedeutet und in jedem Fall einen Wertverlust gebracht.

ÖSTERREICH: Wie waren die Verhandlungen der letzten Tage, es war ja ein ziemliches Hin und Her?
Wolf: Bei einem solchen Prozess ist es üblich, das Rennen eine Zeitlang offen zu halten. Dann tauchte aber die Liquiditätsfalle auf und es mussten Entscheidungen getroffen werden. Konkret braucht Opel nächsten Dienstag Liquidität, die es von der Mutter GM nicht bekommt, daher gab es schnellen Handlungsbedarf.

ÖSTERREICH: Da geht es um jene 300 Mio. Euro, die Sie jetzt zur Verfügung stellen?
Wolf: Ja. Das ist Teil dessen, was wir als Cash einbringen. Ein großer Vorteil ist, dass Magna von seiner Struktur her schnell entscheiden kann, weil wir kurze Wege haben. Das hat mit dazu geführt, dass sich die Sache relativ flott in unsere Richtung entwickelt hat. Die gute Vorbereitung, unser exzellentes Team und der Wille, eine unternehmerische Entscheidung zu treffen, haben diesen Abschluss möglich gemacht.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Verhandlungspartner erlebt?
Wolf: Mein erster Dank gilt der deutschen Regierung, die mit unheimlichem Engagement und Verantwortung dabei war – allen voran Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Steinmeier. Der zweite Dank galt den Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken – die standen rund um die Uhr zur Verfügung. Und natürlich dem GM-Konzern, der sich bewegt hat, um Opel freizugeben. Der wichtigste Dank gilt aber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Opel.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter?
Wolf: Wir haben den Vorvertrag unterzeichnet – ein Memorandum of Understanding. Jetzt werden alle Unterlagen noch einmal gesichtet, in einem Monat sollte der Vertrag fertig sein. Bis zum Closing rechne ich mit zwei Monaten.

ÖSTERREICH: Was bedeutet der Deal für Magna?
Wolf: Die Autoindustrie befindet sich in einem totalen Veränderungsprozess, die alten Strukturen müssen aufgebrochen werden – und wir wollen bei der Entwicklung neuer, wettbewerbsfähiger Strukturen dabei sein. Das wollen wir jetzt gemeinsam mit Opel und unseren russischen Partnern in Angriff nehmen. Es ist ein echtes Aufbruchssignal.

Vranitzky am SPD-Telefon
Altkanzler und Magna-Aufsichtsratschef Franz Vranitzky webt im Hintergrund das Polit-Netz für Magna, hängt permanent an der Strippe mit deutschen Regierungsmitgliedern. Einer der häufigsten Gesprächspartner: der deutsche Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier.

Schröder holt Russen
Magnas ohnehin gute Russland-Connections werden vom deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder intensiviert, der die russische Sberbank ins Boot holt und bei Wladimir Putin Stimmung macht.

Mastermind Stronach
Zentraler Motor der ganzen Operation ist aber Stronach selbst. Er führt die wesentlichen Verhandlungen mit Opel-Mutter GM, die er als seine langjährigen Top-Kunden bestens kennt. Mit seinen 76 Jahren jettet Stronach zwischen Kanada, Österreich und Deutschland hin und her, verhandelt Nächte durch, wirbt persönlich um Angela Merkels Sympathie. Von Berlin aus fliegt er Donnerstagabend wieder nach Österreich, ist per Telefon in der heißen Endphase ständig dabei.

Unterschrieben wird der Vorvertrag Freitagnacht von Sigi Wolf. Stronach selbst fliegt dann am Samstag schon wieder nach Kanada, um von dort die nächsten Schritte des Deals vorzubereiten.

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