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Spannung vor Aufsichtsratssitzung bei Conti

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Bis Mitte der Woche muss die Conti-Führung zur Übernahem Stellung beziehen. Doch der Widerstand scheint zu bröckeln.

Im Übernahmekampf um Continental trifft sich der Aufsichtsrat des deutschen Autozulieferers am Mittwoch in Hannover zu einer mit Spannung erwarteten Krisensitzung. Dabei will Vorstandschef Manfred Wennemer mögliche Abwehrmaßnahmen gegen die drohende Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe vorstellen. Beobachter erwarten zudem, dass er auch über Bemühungen um eine einvernehmliche Lösung informieren will. Eine solche ist bisher offensichtlich nicht gelungen.

Bröckelt der Widerstand?
Unterdessen scheint unter den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat der Widerstand gegen eine Übernahme durch Schaeffler zu bröckeln. Gewerkschaftskreisen zufolge könnte der Druck auf Wennemer wachsen, eine friedliche Einigung mit Schaeffler anzustreben. Es gehe bei der Sitzung um die Strategie sowie den Umgang mit Schaeffler, hieß es am Dienstag. Dabei würden alle Aspekte berücksichtigt.

Stellungnahme bis Mittwoch
Die Conti-Führung muss bis Mitte der Woche eine offizielle Stellungnahme zum Schaeffler-Übernahmeoffert abgeben. Schaeffler bietet 70,12 Euro pro Aktie. Vorstand und Aufsichtsrat von Conti hatten Mitte Juli einen deutlich höheren Preis oder eine Begrenzung der Beteiligung auf 20 Prozent gefordert. Unter den Voraussetzungen sei eine Einigung "erstrebenswert". Ein Conti-Sprecher hatte am Montag gesagt: "Über Inhalt und Prozess möglicher Gespräche ist strikte Vertraulichkeit vereinbart. Daran halten wir uns". Das wesentlich kleinere Familienunternehmen aus Herzogenaurach dagegen will mehr als 30 Prozent der Anteile erwerben und ein strategischer Großaktionär werden.

Ablehung erwartet
Erwartet wird, dass der Conti-Aufsichtsrat am Mittwoch das offizielle Übernahmeangebot unter Verweis auf einen zu niedrigen Preis ablehnt. Andernfalls könnten Klagen von Aktionären drohen, die ihre Interessen verletzt sehen könnten. Vor drei Wochen hatte der Aufsichtsrat das angekündigte Angebot von Schaeffler zurückgewiesen. Das Offert bewerte Conti nicht angemessen, sie werde den Unternehmensinteressen nicht gerecht, hieß es zur Begründung.

Zeitgewinn für Conti
Als realistische Abwehr-Option gilt, dass das Kontrollgremium der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zustimmen soll. Damit würde Conti Zeit gewinnen. Die Annahmefrist für das Schaeffler-Gebot würde sich um sechs Wochen verlängern. Bisher endet die Frist am 27. August. Zudem scheint die Option realistisch, dass sich die Conti-Führung vom Aufsichtsrat die Zustimmung zu einer zehnprozentigen Kapitalerhöhung holen will. Außerdem sucht Conti weiter nach einem "weißen Ritter", einem freundlich gesonnenen Großinvestor.

Schlüsselrolle für Grünberg
Offen scheint aber, ob der Aufsichtsrat den Kurs Wennemers unterstützt. Dabei könnte Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg eine Schlüsselrolle zukommen. Mitte Juli hatte er Wennemer zwar Rückendeckung gegeben, zuvor aber in einem Interview vor einem "Kampf um jeden Preis" gewarnt. "Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen."

Ein Schaeffler-Sprecher hatte am Montag bekräftigt, das Unternehmen biete Conti eine schriftliche Vereinbarung über Zusagen im Falle einer Übernahme an. Dabei solle etwa vereinbart werden, dass es keine Zerschlagung der Continental AG und keinen Job-Abbau geben werde.

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