Zwei Kinder tot

Mutter legte tödlichen Brand in Judenburg

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Die 41-jährige Mutter hat gestanden den Brand gelegt zu haben.

Schreckliches Familiendrama in Judenburg: Bei einem verheerenden Brand wurden die Geschwister Esther (6) und Enrico (8) in ihren Betten getötet. Am Mittwoch bestätigte sich der schreckliche Verdacht der Polizei: Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, hat die 41-Jährige ein Geständnis abgelegt. Die Frau hat demnach ein Handtuch angezündet und auf die Couch geworfen. Spätere Löschversuche fruchteten nicht mehr.

Ihr Motiv sei "Ärger über den Gatten" gewesen, hieß es. Die im Obergeschoß schlafenden Kinder - ihr achtjähriger Sohn und die sechsjährige Tochter - erlitten eine tödliche Rauchgasvergiftung.

Flammenhölle
Um Mitternacht nahm die Katastrophe ihren Lauf. Vater Helmut F. hatte angeblich nach einigen Flaschen Bier Montagabend das Haus in der Paradeisgasse 4 verlassen, „um sich Zigaretten zu holen“, wie er später bei der Polizei aussagte. Kurz da­rauf kam Tankwart Patrick Opretka auf dem Heimweg an dem Gebäude vorbei: „Es war die Hölle. Flammen schossen aus den explodierten Fenstern, überall war beißender Rauch.“ Aus dem Inferno hörte der 22-Jährige verzweifelte Hilfeschreie: „Eine Frau war in dem Haus gefangen und rief aus einem kleinen Fenster neben der Eingangstür. Ich bin hin und habe sie herausgezerrt, sonst wäre sie gestorben.“ Nachdem er Mama Esther F. (42) gerettet hatte, alarmierte Patrick Opretka Feuerwehr und Polizei.

Kampf
Minuten später trafen Helfer ein, und auch der Vater kam von seinem nächtlichen Streifzug zurück. „Er hat uns gesagt, dass noch drei Kinder im Haus sind. Da mussten wir sofort handeln“, so Feuerwehr-Kommandant Karl Pichler. Seine Männer schlugen mit einer Axt die Hintertüre ein und kämpften sich mit schwerem Atemschutz ins Obergeschoss.

Das Grauen
Im Kinderzimmer dann die grauenhafte Entdeckung: Esther (6) lag leblos in ihrem Bettchen, ihr zwei Jahre älterer Bruder Enrico zusammengekrümmt am Fußboden. Behutsam trugen die Männer die Geschwister vor das Gebäude und übergaben sie Sanitätern. „Wir haben 30 Minuten um ihr Leben gekämpft, es war aber einfach nichts mehr zu machen“, sagte ein Helfer später unter Tränen.

Rauch-Walze
Der 22-jährige, schwer behinderte Sohn der Familie, der in einem Zimmer im Keller untergebracht war, konnte unversehrt geborgen werden. Das Feuer war durchs Stiegenhaus hinauf in den ersten Stock geschossen – der Keller war aufgrund der Thermik verschont geblieben.

Esther F. erlitt eine schwere Rauchgasvergiftung und wurde Dienstag in der Intensivstation des Spitals in Knittelfeld versorgt. Mit ihrem Mann hat die Frau noch eine 23-jährige Tochter und einen Sohn (14), sie leben bei den Großeltern.
 


Einsatzleiter Karl Pichler: "Niemand konnte helfen"

ÖSTERREICH: Welches Bild bot sich Ihnen, als Sie am Einsatzort eintrafen?
Karl Pichler: Die Fenster gab es nicht mehr, und die Flammen schossen waagrecht aus den Öffnungen. Dazu kam enormer Rauch, der das Gebäude einhüllte.

ÖSTERREICH:
Entschieden Sie, sofort ins Haus einzudringen?
Pichler: Als ich hörte, da sind Kinder drin, gab ich auf der Stelle den Befehl, obwohl es auch für unsere Leute extrem gefährlich war.

ÖSTERREICH:
Hätte die Mutter irgendeine Chance gehabt, die Kinder zu retten?
Pichler: Unmöglich. Sie war im Erdgeschoss, und der Rauch schoss durchs Stiegenhaus wie durch einen Kamin. Es ist ein Drama, aber ich bin mir sicher, die Kleinen haben im Schlaf nichts mitbekommen.


Verzweiflung in Volksschule

Tränen und Trauer um Esther und Enrico in der Volksschule Lindfeld.

Dienstag früh erfuhren die Lehrer der Volksschule Lindfeld von dem Feuerdrama, wenig später, dass zwei ihrer Schüler gestorben waren. „Wir sind dann in die Klassen gegangen und haben den Kindern behutsam beigebracht, dass Esther und Enrico nicht mehr kommen werden, weil sie tot sind“, so Pädagoge Marco Krätschmar.

Besonders in der 1a und der 2b – den Klassen der Geschwister – war die Verzweiflung groß. Alle weinten um die beiden verlorenen Freunde und Spielkameraden.

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