Salzburg

Prozess um 14-jähriges Unfallopfer vertagt

Teilen

Ein 37-jähriger Landwirt hatte zwei Fußgänger überfahren.

Wegen eines tragischen Verkehrsunfalls in Strobl (Flachgau) hat sich heute, Montag, der 37-jährige Unfallverursacher am Landesgericht Salzburg vor einer Einzelrichterin verantworten müssen.

Die Verhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Es werde noch ein medizinisches Sachverständigen-Gutachten zur Frage des Blutalkoholgehaltes des Beschuldigten zum Tatzeitpunkt eingeholt, erläuterte die Mediensprecherin des Landesgerichtes Salzburg, Vizepräsidentin Bettina Maxones-Kurkowski

Zwei Fußgänger überfahren
Der Autofahrer aus dem Flachgau hatte am 27. November 2009 gegen 22.00 Uhr zwei Fußgänger im Alter von 13 und 14 Jahren aus Wien gerammt, als sie die St. Wolfganger Landesstraße überqueren wollten. Der 14-Jährige war auf der Stelle tot, sein Cousin wurde schwer verletzt. Der Landwirt, der Fahrerflucht beging, soll laut Strafantrag vor dem Unfall mindestens fünf halbe Bier getrunken haben, was der Beschuldigte heute vehement bestritt.

Zeugen sollen Alkoholisierung bestätigen
Staatsanwalt Andreas Winkler lastete dem gebürtigen Oberösterreicher fahrlässige Tötung und fahrlässige, schwere Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen an. Man habe den Alkoholisierungsgrad allerdings nicht genau feststellen können, "weil er fluchtartig den Unfallort verlassen und sich zwei Tage versteckt gehalten hat. Aufgrund von Zeugenaussagen ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, dass er zur Tatzeit alkoholisiert war", betonte Winkler. Zudem sei der Nebenerwerbsbauer trotz schlechter Sicht mit 80 bis 86 km/h unterwegs gewesen und habe auch nur das Abblendlicht eingeschalten.

Verteidigung dementiert Betrunkenheit
Für Verteidiger Hans-Peter Neher lagen keine besonders gefährlichen Verhältnisse vor. "Er war nicht alkoholisiert, es war eine normale Dunkelheit und keine schlechte Sicht." Sein Mandant habe am frühen Nachmittag im Bahnhofsbuffet eine halbe Bier getrunken, und dann zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr höchstens zwei weitere halbe Bier. Es habe "keine für das Strafverfahren relevante Alkoholisierung" bestanden.

"Dann hat es eh schon getuscht"
Der Angeklagte untermauerte diese Version, obwohl Richterin Karoline Edtstadler ihm mehrmals vorhielt, dass er sich laut Angaben von Zeugen am Abend länger in dem Stüberl aufgehalten und auch mehr Bier getrunken habe. Er schilderte noch, dass er sich nach Hause fahren ließ und dann kurz vor 22.00 Uhr zu Fuß zu dem Buffet marschierte, um seinen Wagen zu holen. Auf der Heimfahrt sah er von links etwas herüberlaufen. "Ich dachte zuerst, es ist ein Reh. Im letzten Moment erkannte ich, dass es ein Mensch ist. Dann hat es eh schon getuscht. Ich habe ihn voll erwischt, er blieb auf der Gegenfahrbahn liegen. Es war klar, dass nichts mehr zu machen war. Heute ärgert es mich, dass ich ihn nicht weggezogen habe. Einen zweiten Menschen habe ich nicht gesehen."

"Das geht so grauenhaft schnell"
Warum er davongefahren ist, wollte die Richterin noch wissen. "Es ist ein anderes Auto entgegengekommen. Da schaute ich, dass ich auf die Seite komme. Ich bekam Panik und dachte, da stelle ich das Auto gleich heim. Ich war erledigt." Ob er vor oder nach der Kollision gebremst hat, konnte er nicht beantworten. "Das geht so grauenhaft schnell. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen." Laut Gutachten war der 14-Jährige schon tot, als ihn das entgegenkommende Fahrzeug eines Oberösterreichers überrollt hatte. Eine Insassin dieses Wagens will noch beobachtet haben, dass der Beschuldigte die Scheinwerfer ausschaltete, davonfuhr und das Licht nach 150 Metern wieder angehen ließ. "Nein, das stimmt überhaupt nicht", entgegnete der Beschuldigte.

Nach dem Unfall zu Hause verkrochen
Der 13-jährige Cousin des Toten wurde bei dem Unfall in eine Wiese geschleudert und dann von einem Autofahrer gefunden. Die Polizei entdeckte den beschädigten VW Passat in einer Scheune des Angeklagten. Nach dem Unfall habe er sich zu Hause verkrochen und Alkohol getrunken, schilderte heute der Angeklagte. Er hatte damals den Verkehrsunfall zuerst geleugnet, sich aber zwei Tage später dazu bekannt. Ein Urteil wird noch heute, Montag, erwartet.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Schnee-Chaos in Wien und Salzburg