Streit um Jonas

Baby (1) wegen Strafzettel weggenommen

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Jugendamt hat den Bub nun schon zur zweiten Pflegefamilie gegeben.

Die Geschichte ist derart kurios, dass sie bereits international für Aufsehen sorgt. Sogar in Japan berichtet man über den Fall jener Familie aus Steinerkirchen bei Wels, die seit 15. Dezember 2011 um den kleinen Jonas kämpft. 333 Freunde sind der Facebook-Gruppe „Bringt Jonas heim“ beigetreten.

1.200 Euro
Wie ÖSTERREICH berichtet, hatte Ann-Kathrin L. (18) an diesem Tag einen Termin beim Jugendamt. Ohne Vorwarnung nahmen die Beamten der jungen Mutter ihren damals knapp ein Jahr alten Sohn ab und gaben ihn zu einer Pflegefamilie. Die 18-Jährige sei mit der Betreuung des Kleinen überfordert, so das Argument. Dass die junge Frau Unterstützung von ihrer Mutter erhielt, zählte für die Behörden in diesem Moment nichts. Denn: Heidi D. (50) drohte eine Haftstrafe. Sie hatte Strafzahlungen für Verkehrssünden in der Höhe von 1.200 Euro nicht bezahlt. Also schritt das Jugendamt ein.

Entscheidung naht
„Ich habe den Betrag innerhalb von zwei Stunden gezahlt“, sagt Heidi D. Ihr Enkerl darf sie trotzdem kaum sehen: „Einmal in der Woche darf einer von uns eine Stunde lang zu ihm.“ Geht es nach ihr, soll sich das jetzt ändern. Diese Woche soll ein Gutachten des Linzer Jugendpsychiaters Werner Gerstl dem zuständigen Bezirksgericht zugestellt werden. Dann wird ein Verhandlungstermin festgesetzt. In wenigen Wochen könnte der Albtraum für Mutter und Oma also ein Ende haben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Oma von Jonas im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Können Sie nachvollziehen, warum das Jugendamt Jonas Ihrer Tochter weggenommen hat?
Heidi D.: Überhaupt nicht. Natürlich braucht so ein junges Mädel Unterstützung. Die habe ich ihr immer gegeben. Der Bub hat ein eigenes Zimmer, sein Vater lebt mit Ann-Kathrin zusammen.

ÖSTERREICH: Machen Sie sich Vorwürfe, dass Sie die Verkehrsstrafen nicht früher bezahlt haben?
Heidi D.: Naja, das war eine Schlamperei. Ich habe den Betrag dann innerhalb von zwei Stunden bezahlt. Gefahr im Verzug, wie das Jugendamt behauptet, war also nicht mehr gegeben.

ÖSTERREICH: Wissen Sie, wo Jonas jetzt ist?
Heidi D.: Er ist schon bei seiner zweiten Pflegefamilie, ich glaube in Steyr.

ÖSTERREICH: Wie oft können Sie und Ihre Tochter ihn sehen?
Heidi D.: Einmal pro Woche darf einer von uns eine Stunde zu ihm. Nur zu seinem Geburtstag, am 26. Jänner, waren wir ausnahmsweise zu dritt und haben ihm eine Torte mit einer Kerze gebracht.

ÖSTERREICH: Wie verkraftet Ihre Tochter die schwierige Situation?
Heidi D.: Sie ist traumatisiert. Sie müssen sich das vorstellen: Wir freuen uns auf Weihnachten, dann nehmen sie uns den Bub weg. Meine Tochter hat nicht mitgekriegt, wie er den ersten Zahn bekommen, laufen gelernt hat.

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