Blutige Bilanz: Das Jahr der Morde

32 Morde in nur fünf Monaten

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Zwei Morde an einem Tag, alle 10 Tage ein Mord in Wien - 2018 ist auf traurigem Rekordkurs.

Blutiger waren nur die 80er-Jahre mit 50 Morden alleine in Wien. Wenn es heuer so weitergeht, dann könnte dieser traurige Rekord fallen:

Männer als Täter: Mord aus Geld oder Eifersucht

Denn laut Polizeiangaben gab es heuer schon mindestens 32 Morde in Österreich. Das bedeutet im Schnitt alle 5 Tage ein Mord! 2017 ­waren es insgesamt 54 Morde.

Allein in Wien gab es heuer bereits 15 Morde, hochgerechnet bis Jahresende wären das also 41 Morde in der Bundeshauptstadt.

Phänomen.
Oftmals sind es Beziehungstaten. Auch das jüngste Opfer wurde vom Ehemann getötet. Die meisten Mordopfer sind Frauen, die Täter Männer. „Motiv Nummer eins ist Eifersucht, die Kränkung für manche Männer undenkbar“, erklärt Psychiaterin Sigrun Roß­manith.

Schießerei in Wiener Innenstadt

Am Dienstagvormittag ereignete sich erneut ein Mord in Wien: Ein Mann soll zuerst eine Frau auf offener Straße erschossen haben, mit der letzten Kugel der Handfeuerwaffe soll er sich selbst gerichtet haben. Auch hier deutet alles darauf hin, dass es sich bei der Schießerei um eine eiskalt geplante (Beziehungs-)Tat gehandelt habe.

Psycho-Akte: Blutrausch aus Wut oder Störung

Doch auch die Psyche der Täter spielt eine Rolle. Ganz Österreich war erschüttert, weil die kleine Hadishat sterben musste. Ihr Killer, ein 16-jähriger Schüler, der ­wütend war.
„See-Killer“ Alfred U. zerstückelte Ungarin Beata in seiner Wohnung, weil sie über ihn lachte. „Männer haben ein höheres Aggressions­potenzial, aber weniger Fähigkeit, dieses abzuarbeiten“, analysiert Profiler Reinhard Haller die Ursachen.

Waffe Messer: Attacken mit Stichwaffen explodieren

Die Täter sehen rot, stechen – wie die Zahlen zeigen – oft mit dem Messer zu. 2007 waren es 189, 2016 bereits 743 Taten mit Messer. Das lässt sich durch die Verfügbarkeit erklären – und damit, dass die Taten im Affekt geschehen.

Es gibt natürlich Ausnahmen, wie der Fall um den Wiener Taxler Ali zeigt. Hier könnte eine Frau der Tat verdächtig sein.

Psychotherapeutin Sigrun Roßmanith erklärt: "Kränkung für Männer undenkbar"

ÖSTERREICH: Warum töten Männer öfter als Frauen?

Sigrun Roßmanith: Männer sind bei allen Tötungsdelikten stärker vertreten. Es geht fast immer um Beziehungstaten. Die Tat geht immer von dem psychisch Schwächeren aus. Männer wollen oft die „Vernichtung“ der Kränkung bei einer Trennung zurückgeben. Man löscht die andere Person aus.

ÖSTERREICH: Spielt hier auch der kulturelle Hintergrund eine Rolle?

Roßmanith: Für Männer in manchen Kulturen ist eine Trennung, eine Scheidung undenkbar.

ÖSTERREICH: Können solche Männer die Unabhängigkeitsbestrebungen einer Frau nicht aushalten?

Roßmanith: Ja, die Kulturen prallen aufeinander. Es gibt bei uns Frauen-Not­rufe, und auch befreundete Frauen sagen immer öfter: „Lass dir das nicht mehr gefallen“.

Gerichtspsychiater Reinhard Haller: "Eifersucht ist Motiv Nr. 1"

ÖSTERREICH: Männer töten öfter als Frauen. Warum?

Reinhard Haller: Männer haben von Haus aus ein höheres Aggressionspotenzial, aber immer weniger Möglichkeiten, dieses abzuarbeiten.

ÖSTERREICH: Welche Rolle spielt Eifersucht?

Haller: Sie ist seit Menschengedenken Motiv Nummer 1, vor allem bei Männern.

ÖSTERREICH: Und warum werden immer öfter Messer als Tatwaffe eingesetzt?

Haller: Weil sie greifbar und die meisten Taten Beziehungs­delikte sind.

43-Jährige in Wien-Favoriten erstochen

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