Nigeria-Connection

ORF-Star von Mafia in den Tod getrieben?

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Peter Pirker wurde das Opfer von Kettenbrief-Verbrechern und ist verschwunden.

In den 1990er-Jahren war er eines der bekanntesten Gesichter im Fernsehen: der beliebte ORF-Star Peter Pirker moderierte die ZiB, arbeitete für Magazine wie €co oder Report.

Seit dem 21. Mai 2014, dem Vorabend seines 70. Geburtstages, ist der pensionierte Journalist verschwunden.

Verbrechensopfer
Anfangs waren die Ermittler von Mord ausgegangen, jetzt sind sie, wie ÖSTERREICH recherchierte, zu 99 Prozent davon überzeugt, dass sich der ORF-Mann das Leben genommen hat.

Dennoch gilt als sicher, dass Pirker das Opfer eines Verbrechens wurde. Denn ganz offensichtlich wurde er von einer mafiosen Organisation in den Tod getrieben.

Erfahrener Journalist fiel auf "Wash-Wash"-Trick rein
2013 war Pirker auf einen üblen Internet-Trick hereingefallen. Er hatte eine E-Mail aus Nigeria erhalten, in der ihm eine Verdopplung seines Investments in Aussicht gestellt wurde – mit ­einer hanebüchenen Geschichte: Millionen Dollar wären durch das irrtümliche Überschütten wertlos geworden, mit einer – zugegebenermaßen teuren – geheimnisvollen Substanz sei der Schaden wiedergutzumachen. Der Großteil der Empfänger solcher „Kettenbriefe“ löscht diese E-Mails sofort, der erfahrene Wirtschaftsjournalist Pirker ging aber darauf ein – und saß damit dem „Wash-Wash“-Trick auf, der Interpol seit Jahren bekannt ist.

Im Laufe der folgenden Monate gab er sein ganzes Vermögen aus, um an den Dollar-Schatz zu kommen. Wie das Magazin News berichtet, verkaufte er seine Privatwohnung, die seiner verstorbenen Mutter und ein Ferienhaus in Kärnten. Doch die Nigerianer wollten immer mehr. Das ominöse Reinigungsmittel hätte sich immer mehr verteuert.

Zuletzt lieh er sich von Freunden 40.000 Euro aus.
Pirker reiste sogar nach Nigeria, um sich das Reinigen von Dollarnoten zeigen zu lassen. Am 21. Mai traf er noch eine Freundin und wurde daraufhin nie mehr gesehen. Die Glückwunsch-SMS und Anrufe zu seinem 70er am nächsten Tag blieben unbeantwortet.

Offiziell gilt Pirker als vermisst. Die Ermittler glauben an Selbstmord. Auf seinem Computer wurde ein Abschiedsbrief gefunden.

ORF-Urgestein Pirker

Er war einer der profiliertesten Info-Journalisten des ORF. Vom Radio kommend, wurde der 1944 geborene Kärntner bereits in den 1970er-Jahren in der ZiB eingesetzt. Seine journalistischen Fachgebiete: Politik und vor allem Wirtschaft.
Nach zwei Privat-TV-Jahren in Deutschland kehrte er heim und wurde Chefredakteur im Landesstudio Kärnten. 2001 wurde er auf Betreiben Jörg Haiders wieder nach Wien versetzt, arbeitete bis 2008 für Info-Magazine.

So werden Gutgläubige in Geld-Falle gelockt

Die Täter nehmen meist per Internet Kontakt auf. Dann wird ihren Opfern eine (w)irre Story aufgetischt: Ein politisch Verfolgter hätte es geschafft, bei seiner Flucht ins Exil sein Vermögen mitzunehmen. Aus Sicherheitsgründen hätten die Millionen aber schwarz eingefärbt werden müssen. Um es rückgängig zu machen, gäbe es ein „Zaubermittel“: eine Chemikalie, die die Scheine wieder reinwasche. Dieses Wundermittel koste Geld, das der Geflohene selbst nicht aufbringen könne – das Opfer wird um einen Vorschuss gebeten. Als Dank für diese Hilfe würde ihm ein weitaus höherer Betrag ausbezahlt, sobald die Scheine sauber seien. Die Täter (meist aus Nigeria) treffen sich sogar mit ihren Opfern, zeigen mithilfe von Tricks, dass die „Geldwäscherei“ auch funktioniert.

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