Jetzt spricht sein Arzt

So krank ist Josef 
Pröll wirklich

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Interview: "Hatte ernsthaftes Problem". Was sein Arzt nun rät.

VP-Chef Josef Pröll muss sich nach seinem Lungeninfarkt, wie berichtet, in einer Rehabilitationsklinik in den Bergen auskurieren. Topkardiologe Otmar Pachinger hat dem Vizekanzler am 17. März in der Universitätsklinik durch sein schnelles Eingreifen das Leben gerettet. Der Vizekanzler hat Pachinger für ein ÖSTERREICH-Interview der ärztlichen Schweigepflicht entbunden. Pachinger erklärt nun erstmals, dass der 42-jährige Finanz­minister einen „ausgedehnten Lungeninfarkt“ erlitten hatte, was „ein sehr ernsthaftes Problem dargestellt“ hätte.

Der Kardiologe bestätigt auch, dass Pröll eine „genaue Einstellung der Medikamente“ benötige. Am 27. April will Pröll wieder zurückkehren. Zu früh? Arzt Pachinger meint: Reisetätigkeiten und lange Sitzungen sollten vermieden werden. Schwierig für einen Spitzenpolitiker.

Behandelnde Arzt Otmar Pachinger über die Krankheit
ÖSTERREICH: Josef Pröll erlitt vor rund drei Wochen einen Lungeninfarkt. Ein lebensbedrohlicher Zustand, oder? Wie ernst war es bei Pröll?
Otmar Pachinger: Der Lungeninfarkt von Finanzminister Josef Pröll war ausgedehnt und hat daher ein ernsthaftes Problem dargestellt. Der Patient verdankt seinen jetzigen guten Zustand der schnellen und richtigen Behandlung in der Akutphase, außerdem hat er gut auf die Therapie angesprochen.

ÖSTERREICH: Pröll hat bereits zum zweiten Mal eine Beinthrombose erlitten. Bekam er nicht die richtigen Medikamente?
Pachinger: Die Ursache des Lungeninfarktes war eine frische Beinvenenthrombose, die bereits zum zweiten Mal aufgetreten ist. Um zu vermeiden, dass so etwas noch einmal vorkommt, ist eine lange bis lebenslängliche Blutverdünnung notwendig. Die genaue Einstellung des Patienten auf diese Medikamente war auch beim ersten Mal nicht ganz leicht und braucht Zeit und sorgfältiges Monitoring.

ÖSTERREICH: Wie lange sollte Pröll auf Reha bleiben, um sich vollständig zu erholen?
Pachinger: Zur optimalen sogenannten Rezidivprophylaxe gehört neben den Medikamenten aber auch eine konsequente Korrektur einiger Risikofaktoren. Körperliche und emotionale Stressbelastung (Reisetätigkeiten, lange Sitzungen etc.) sollten für einen optimalen Heilungsverlauf absolut vermieden werden. Aus ärztlicher Sicht ist außerdem ein stationärer Rehabilitationsaufenthalt sinnvoll, notwendig und zu empfehlen.

ÖSTERREICH: Kann man nach so einem Notfall wieder fit für die Spitzenpolitik sein?
Pachinger: Wenn all diese jetzt notwendigen Maßnahmen (Blutverdünnung, Bewegung etc.) eingeleitet werden, kann das Wiederholungsrisiko deutlich reduziert werden und die Lungenfunktion kann sich weitestgehend erholen. Auch die Funktion eines Spitzenpolitikers kann dann wieder ausgeübt werden. Am Anfang müssen allerdings gewisse medizinische Spielregeln eingehalten werden, und der Finanzminister muss in guter und regelmäßiger medizinischer Beobachtung bleiben.

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