Kampf gegen Terror

Obama sendet keine Truppen in den Jemen

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Der US-Präsident setzt auf Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.

US-Präsident Barack Obama hat bekräftigt, dass die Vereinigten Staaten keine Soldaten in den Jemen oder nach Somalia senden wollen. Die Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan bleibe das Zentrum der Aktivitäten des Terrornetzwerks Al-Kaida, betonte Obama nach am Sonntag veröffentlichten Auszügen aus einem Interview des Magazins "People".

Der Präsident räumte zugleich ein, dass der Ableger der Al-Kaida im Jemen "ein ernsteres Problem" geworden sei. Er schließe in einer so komplexen Welt niemals eine Möglichkeit aus. Vordringlich sei aber, in einem längeren Prozess "die Herzen und Köpfe der einfachen Leute zu gewinnen und diese gewalttätigen Extremisten zu isolieren". Im Hinblick auf den Widerstand im Jemen gegen eine US-Militärpräsenz fügte er hinzu: "Wie wir uns in der Welt darstellen, die Botschaft, die wir an die islamischen Gesellschaften in der Welt senden (...), bleibt außerordentlich wichtig." In Ländern wie dem Jemen und Somalia sei es am effektivsten, mit internationalen Partnern zusammenzuarbeiten.

Land duldet keine US-Truppen
Auch der für die Region zuständige US-General David Petraeus sprach sich gegen US-Soldaten im Jemen aus. Die jemenitische Regierung habe klargemacht, dass sie keine US-amerikanischen Truppen in ihrem Land wünsche, sagte der General am Sonntag gegenüber dem Fernsehsender CNN. Statt eigene Truppen zu entsenden, würden die Vereinigten Staaten die jemenitischen Behörden im Kampf gegen Terroristen unterstützen. Laut Petraeus will die US-Regierung entsprechende Zuschüsse auf mehr als 150 Millionen US-Dollar (105,1 Mio. Euro) verdoppeln. Auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten ihre Hilfen aufgestockt.

Laut CNN bestätigten US-Behörden, dass sie dem Jemen Geheimdienstinformationen über Al-Kaida-Ziele in dem Land zur Verfügung gestellt haben. Sie wollten aber nicht sagen, ob das Material vom US-Militär stammt. Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh versprach, gegen Al-Kaida-Mitglieder vorzugehen, die sich weigerten, der Gewalt abzuschwören. Dem Fernsehsender Abu Dhabi TV sagte er: "Wir sind bereit, mit jedem zu reden, der Gewalt und Terrorismus aufgibt." Selbst im Umgang mit der Al-Kaida sei "Dialog der beste Weg". Wenn die Al-Kaida jedoch Sabotage und Terror fortsetze, sei seine Regierung entschlossen, gegen sie vorzugehen.

Westerwelle im Jemen
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle traf unterdessen zum Abschluss seiner Reise durch die Golf-Staaten zu einem Blitzbesuch im Jemen ein. Bei den Gesprächen mit Präsident Saleh am Montag wurden insbesondere die internationalen Bemühungen zur Stabilisierung des ärmsten Landes auf der arabischen Halbinsel erörtert. Dazu gehört auch Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus. "Wir setzen auf eine politische Lösung und glauben, dass eine militärische Lösung nicht erfolgreich sein kann", erklärte Westerwelle.

Der deutsche Außenminister hatte auf seiner Reise zuvor schon gewarnt, dass der Jemen "Rückzugsgebiet für Terroristen" der Al-Kaida-Gruppen werde. Auch der verhinderte Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug bei Detroit zu Weihnachten soll dort vorbereitet worden sein. Der FDP-Vorsitzende ist der erste westliche Außenminister, der seither wieder in den Jemen reiste.

Spur zur entführten Familie
Im Fall der Entführung einer fünfköpfigen deutschen Familie im Jemen gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Der Regierung in Sanaa lagen neue Informationen über ihren Aufenthaltsort vor, wie Westerwelle am Montag im Jemen erfuhr. "Wenn dem so sein sollte, ist das eine hoffnungsvolle Nachricht", sagte der Minister nach einem Gespräch mit Saleh. Die deutsche Seite habe dafür noch keine Bestätigung.

Das Ehepaar aus Sachsen und seine drei kleinen Kinder waren im Juni gemeinsam mit einem Briten sowie zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen und einer Südkoreanerin entführt worden. Diese drei Frauen wurden ermordet, der Brite und die Familie aus Sachsen werden weiter vermisst. Die jemenitische Regierung machte die Al-Kaida für den Tod der beiden deutschen Bibelschülerinnen verantwortlich.

In Blickpunkt geraten
Westerwelle dankte der jemenitischen Regierung ausdrücklich für ihre Bemühungen zur Beendigung des Geiseldramas. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, formulierte er zugleich sehr klar die deutschen und internationalen Erwartungen an den Jemen. Der deutsche Außenminister habe sich für eine politische Lösung der Konflikte im Jemen, für Reformen sowie für eine gute Regierungsführung ausgesprochen.

Der Jemen ist nach dem vereitelten Flugzeuganschlag von Detroit verstärkt in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt, weil der mutmaßliche Attentäter dort ausgebildet worden sein soll. Angesichts einer schwachen Regierung in der Hauptstadt Sanaa nützen islamische Extremisten das Land zunehmend als Basis. Experten gehen davon aus, dass sich mehrere hundert Al-Kaida-Kämpfer im Jemen verschanzt halten.

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