Preise halbiert

1,29 Euro: Bauern toben über Butter-"Schleuderpreise"

Der überraschend schnelle Preisverfall bei Butter trifft die heimischen Molkereien und Milchbauern hart. 

Eigenmarken-Butter der Supermarktketten verbilligte sich innerhalb weniger Monate fast um die Hälfte. Ein Diskonter verkauft seit 11. Dezember eine 250-g-Packung österreichische Butter um 1,29 Euro. "Diese Schleuderpreise sind die unmittelbare Folge der schädlichen Preisdebatte", kritisierte Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger gegenüber der APA.

Die Preise für Molkereien-Markenbutter und Bio-Butter haben in Österreich noch nicht so stark nachgegeben wie für Eigenmarkenbutter. Höhere Milchmengen in Europa und ein harter Preiswettbewerb in Deutschland drücken seit Monaten den Butterpreis. "Die Entwicklung ist dramatisch und unnötig", sagte Milchverband-Geschäftsführer Johann Költringer zur APA. Der Verband vertritt die Interessen der heimischen Molkereien. Der Butter-Preisverfall sei "sehr unerwartet" und habe in dieser Zeit des Jahres noch nie stattgefunden, so Költringer. In Deutschland würden sich die Diskonter-Riesen Aldi und Lidl um den niedrigsten Butterpreis matchen. "Wir hoffen auf die Verantwortung des österreichischen Handels", sagte der Milchverband-Geschäftsführer in Richtung der Lebensmittelhändler. Spar, Rewe (Billa, Penny, Adeg), Hofer und Lidl verfügten über einen Marktanteil von rund 94 Prozent.

Landwirtschaftskammer sieht "ruinöse Preise"

"Dieser massive Preiskampf vernichtet Tierwohlbemühungen, bäuerliche Familienbetriebe, Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich und letztendlich die regionale Versorgungssicherheit", kritisierte der Landwirtschaftskammer-Chef. Moosbrugger fordert von "der gesamten Wertschöpfungskette von ruinösen Preisen und somit kurzsichtigen Bauernhof-Vernichtungs-Aktionen Abstand zu nehmen". Für die Herstellung von 250 Gramm Butter sind rund 4 bis 5 Liter Milch notwendig. Weiters müssen die Tierhaltungs-, Logistik- und Verarbeitungskosten abgedeckt werden.

In Deutschland sorgt der Preisverfall auch für große Aufregung. Der Bayerische Bauernverband (BBV) will die aktuellen Butterpreise vom Bundeskartellamt überprüfen lassen. Bei einem Butter-Verbraucherpreis von 0,99 Euro für eine 250-Gramm-Packung seien die Produktionskosten in der Lebensmittelkette nicht gedeckt - weder bei den Molkereien noch bei den Landwirten, argumentiert der BBV. "Das wirft Fragen auf, ob Butter zu diesem Preis noch kostendeckend gehandelt oder möglicherweise unter Einstandspreis verkauft wird - ein Vorgehen, das rechtlich unzulässig sein kann", hieß es vom Bayerischen Bauernverband.

Keksbäcker als Profiteure des Butterpreis-Verfalls

Über einen niedrigeren Butterpreis freuen sich vor Weihnachten die privaten Keksbäcker und Lebensmittelhersteller. Ob die gesunkenen Butterpreise auch zu einem merkbaren Preisrückgang unter anderem bei Backwaren führen werden, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

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